
Notkirche mit Bestand: Denkmalstiftung unterstützt Innensanierung der Ludwig-Hofacker-Kirche in Stuttgart
Stuttgart – Die evangelische Ludwig-Hofacker-Kirche in Stuttgart, in der Dobelstraße am südlichen Talhang gelegen, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg als eine von 43 sogenannten Notkirchen, die der Architekt Otto Bartning konzipiert hatte. Nach einem Baukastenprinzip erhielten örtliche Kirchengemeinden vorgefertigte Holzträger für das Grundgerüst als Spende, Fundament und Ausfachungen übernahmen sie selbst, häufig mit Trümmersteinen. Jeder neue Kirchenraum gewann dadurch einen eigenen Charakter. Die Ludwig-Hofacker-Kirche steht seit 2005 unter Denkmalschutz. 2018 wurde sie außen erneuert, für 2019 steht eine umfassende Innensanierung an. Von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg wird diese mit 20.000 Euro gefördert.
Die in die Jahre gekommene Haustechnik muss erneuert und teilweise ausgetauscht werden, bei Böden und Wänden stehen Reinigungsarbeiten und Instandsetzungen an. Den größten Teil nimmt allerdings die Bearbeitung sämtlicher Holzflächen ein. Dazu gehört das charakteristische Tragwerk aus Dreigelenkbindern genauso wie Verkleidungen, Kirchenbänke, Altar und Kanzel, die Brüstung der Empore sowie die Einbauschränke.
„Für den dauerhaften Erhalt der raumprägenden Holzoberflächen ist eine konservierende Aufarbeitung zwingend erforderlich“, schreibt Landeskonservatorin Prof. Dr. Ulrike Plate in ihrer Bewertung des Baudenkmals. Die Ludwig-Hofacker-Kirche sei insgesamt „bemerkenswert gut erhalten“ und „dokumentiert anschaulich die von Architekt Bartning pionierartig vorangetriebene Übertragung des seriellen Systembaus auf den protestantischen Kirchenbau“.
Anders als die Bezeichnung „Notkirche“ vermuten lässt, waren die Neubauten der Nachkriegszeit keineswegs als Provisorien angelegt, sondern sollten den Gläubigen und ihren Kirchengemeinden dauerhafte Heimat sein. Die vorherige Ludwig-Hofacker-Kirche, erst 1932 geweiht, wurde bei den schweren Luftangriffen auf Stuttgart in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1944 durch eine Brandbombe zerstört. Der Neubau, im Februar 1950 geweiht, ist eine von 15 erhaltenen Kirchen vom „Typ B mit angemauertem Chorraum“ aus Bartnings Programm, das vom Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland organisiert und von überwiegend internationalen Spendern finanziert worden ist.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren.
51 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr unterstützt. Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.500 Vorhaben gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Bernd Banzhaf, Stuttgart