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Bürger retten Denkmale – Spenden für St. Blasius in Ehingen

Nach „Deckensturz“ gesperrt

St. Blasius gehört zu den bedeutendsten barocken Gotteshäusern Oberschwabens – und das will etwas heißen, denn die Konkurrenz ist gewaltig, etwa Inzigkofen, Wald, Weingarten, Wiblingen oder Zwiefalten. Ehingens Stadtpfarrkirche präsentiert sich wirksam auf einem Felsplateau hoch über der Schmiech und wirkt durch die umgebende Friedhofsmauer von fern wie eine Kirchenburg.

Der Urbau hat, wie so oft, spätgotische Wurzeln. Seine Basilika stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde im 16. Jahrhundert nach Süden erweitert. Ein Stadtbrand im endenden 17. Jahrhundert gab schließlich den Ausschlag zum barocken Umbau und der Verbreiterung des Kirchenschiffs zum Turm hin.

Barockes Baumeisterteam
Ein neuerlicher Brand von 1749 mit Schäden an Apsis und Chor rief dann die im Oberschwäbischen viel beschäftigten Barockbaumeister, Vater und Sohn Bagnato, auf den Plan (1754–1758), Hauptarchitekten des Deutschen Ordens im Südwesten. Den Deckenspiegel über dem beschädigten Chor malte Joseph Ignaz Appiani aus. Den Stuck applizierten die Pozzis – Künstler, die immer wieder im Zusammenhang mit den Bagnatos auftauchen. Darüber hinaus aber ist diese Kirche wegen ihrer Ausstattung über den weiten Zeitraum vom 17. bis ins 20. Jahrhundert bemerkenswert und somit ein „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“.

Allerdings haben sich kurz vor Weihnachten 2018 Putzteile von der Decke gelöst. Gottseidank kam dabei niemand zu Schaden. Aber St. Blasius musste gesperrt werden. Es folgte die umfangreiche Schadensanalyse an einer der größten und reichhaltigsten Barockkirchen Oberschwabens.

Auf einem Felsplateau über dem Flüsschen Schmiech präsentiert sich St. Blasius.

Fünf Jahrhunderte Kunstgeschichte
An St. Blasius wurde seit den Anfängen auf spätromanischen Buckelquadern vom Beginn des 13. Jahrhunderts bis 1965 gearbeitet, im 20. Jahrhundert dann wesentlich an der Innenausstattung. So entstand der Hochaltar erst 1914/15, die Kanzel mit ihren vier Evangelisten am Korb hingegen bereits 1704. Die zahlreichen Seitenkapellen im nördlichen wie im südlichen Schiff stammen insgesamt aus fünf Jahrhunderten, wobei das Kircheninnere ein letztes Mal 1996 bearbeitet wurde. Jedoch umfasst ein Schadenskatalog der Munderkinger Restauratorin Monika Kneer, bezogen auf das Innere, 36 (!) Sorgenfälle.

Schädigungen vielerlei Art
Zu Beginn ihrer umfangreichen Bestandsaufnahme gibt sie zu bedenken: „Die Altäre und Skulpturen sind aus Holz gearbeitet … vor allem am Hochaltar sowie am Christus im Grab ist aktiver Befall von Holzschädlingen zu beobachten. Die Gemälde sind vornehmlich auf Leinwand“ angebracht, wobei „der überwiegende Teil dieser Leinwandgemälde maroufliert ist“. Das heißt: Auf eine starre Platte aus Holz wird die Leinwand flächig aufgeklebt. Nun aber verändern solche Marouflagen die Leinwandgemälde stark; sie müssen daher entfernt werden, um dem Gemälde neuen Schutz zu gewähren.

Einer der vielen komplizierten Restaurierungsvorgänge hier. Zu den Beispielen der betroffenen Ausstattungsobjekte aus Frau Kneers Katalog gehören etwa die 14 Gemälde der Kreuzwegstationen (1732) von Martin Weller, der auch im Zusammenhang mit Ehingens Kirche vom hl. Herzen Jesu und der katholischen Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt in Seekirch genannt wird.

Maroufliert sind auch die Gemälde an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs wie „Christus am Ölberg“ oder „Mariae Verkündigung“. An anderen Altarblättern der Seitenschiffe lösen sich die Farben, vor allem die Vergoldungen, in Blasen ab. Beim mehr als zehn Meter hohen Corpus des Hauptaltars von 1914/15 von Fuchsenberger, den der Dehio nur im Zusammenhang mit St. Blasius in Ehingen nennt, ist unter anderem Schädlingsbefall aufgetreten, bei einem Renaissancealtar mit Kreuzigungs- und Beweinungsszene lösen sich Gold- und Silberauflagen ab. Bei den Stiftergemälden von 1713 (Maria mit Kind und zwei Dominikanern) löst sich die Malschicht ab, auch ist hier die Zierrahmenfassung marode. Beim hölzernen Christus im Grab, unter der Altarmensa verborgen, blüht Schimmel aus.

Auch die getriebenen Silberarbeiten im Kirchenschatz gehören überarbeitet, besonders wegen der oft schädlingsbefallenen Holzsockel.

Im Chorbogen fehlte wohl schon seit dem Mittelalter der Schlußstein. Eine Holzkonstruktion mit Uhr gibt nun Stabilität.

Zahlreiche Restaurierungsobjekte, hohe Kosten
Über den sorgsamen Umgang mit den Objekten gibt Frau Kneer anhand der 72 Zentimeter hohen Figur der „Maria mit Kind“ aus dem 17. Jahrhundert, der Phase des Manierismus zwischen Renaissance und Barock, Auskunft: „Da die Fassung der Skulptur weitgehend original ist, wird hier eine besonders schonende Herangehensweise nötig sein, um deren Authentizität zu wahren. Die Retusche muss daher sehr zurückhaltend durchgeführt werden.“ Bei ihren Sanierungsarbeiten an den 36 Objekten rechnet sie mit fast 5900 Arbeitsstunden, wobei allein 1200 auf die 14 Kreuzwegstationen entfallen. So kostet die Restaurierung mitsamt Materialausgaben fast 400 000 Euro.

Darüber hinaus haben sich empfindliche Schäden unterhalb des imposanten Walmdachs von St. Blasius herausgestellt. So beginnt eine „Maßnahmenbeschreibung“ für die „Bezuschussung“ des Landesamts für Denkmalpflege von 2020: „Leider hat sich ergeben, dass die Schäden sehr viel umfänglicher sind als bisher angenommen und dass die Sanierung sehr komplex ist, weil viele notwendige Maßnahmen voneinander abhängen bzw. sich gegenseitig im Wege stehen.“ Zum Glück beteiligt sich an der Finanzierung auch die GlücksSpirale.

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