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Bürgerpreis 2015

Auszeichnung für vorbildliche private Initiativen auf dem Gebiet der Denkmalpflege

Mit dem Bürgerpreis würdigt die Denkmalstiftung das herausragende bürgerschaftliche Engagement des Fördervereins zur Erhaltung mit Restaurierung der St. Stephanus-Kirche Westerheim e.V. Er ist weit über die Region hinaus zum Vorbild geworden.


Machen Sie sich selbst einen Eindruck und schauen Sie selbst mit unserem virtuellen Rundgang. Klicken Sie hier um den Rundgang im Vollbild ansehen zu können.

Die St. Stephanus-Kirche in Westerheim

St. Stephanus-KircheIm Saal buch des hl. Stephani 1754 heißt es über die Pfarrkirche: „ Bei Westerheim(b) entstandenen heftigen Feuersbrunst sind fast alle Gebäude des Orts im Rauch aufgegangen, ist auch die Dachung sowohl von dem Turm als dem Kirchen-Gebäud verbrandt, das Gemäuer denoch stehen geblieben und wieder ausgebaut worden. Die Kirch selbsten hat eine dick und star­ke Mauer von Quadersteinen, die Länge derselben besteht in 90 Schuhe (ca. 26m), Breite 36 Schuhe (ca. 1 Om) Höhe an die Dachung 20 Schuhe (ca. 5, 70m) „. Diese alte Kirche war 1761 zu klein geworden. Man beschloss ein neues Gotteshaus zu bauen und bat das Kollegiatstift Wiesensteig, welches das Patronats­recht besaß, um einen Beitrag zu den Baukosten. Doch Wiesen­steig lehnte ab. Der „ hl. Stephan“, die Kirchenpflege also, sei selbst reich genug. Genau ein Vierteljahrhundert dauerte es, bis die Kirchenpflege die Finanzierung gesichert hatte. Die Hos­pitalpflege Wiesensteig musste auf Anordnung des Kurfürsten von Bayern zweitausendsiebenhundert Gulden bereitstellen, 1500 Gulden zinslos, 1200 Gulden zu 4% Zins. Weitere 2000 Gulden nahm der Westerheimer Heilige bei einem Herrn Thum zu Neuburg auf, als das Geld zur Vollendung des Baues nicht ausreichte.

Nach dem Abbruch der alten Kirche und sorgfältiger Sicherung wiederverwendbaren Materials konnte 1787 mit dem Neubau begonnen werden. Ein Jahr später hatte Westerheim ein neues Gotteshaus.
Mitten im Dorf, früher vom ummauerten Friedhof umge­ben, steht die St. Stephanus-Kirche. Diese wurde in den Jah­ren 1787 /88 im sog. Zopfstil erbaut. Kunsthistorisch ist sie Zeuge des Übergangs vom Barock zum Klassizismuns. Der Kirchturm ist älter als die Kirche. Der gotischen Zeit sind die unteren „ Stockwerke“ zuzuschreiben. Er geht dann in ein Achteck über und schließt mit einer Kuppel. Das Kuppeldach ist mit Kupfer beschlagen. Den Abschluss der Kuppel bildet eine Heimstange mit goldenem Knopf und darauf ein ein­faches Kreuz mit Wetterfahne. Diese trägt den Namen des Kirchenpatrons St. Stephanus (S. St. – das Vereinsemblem).

InnenraumDie Kirche ist einschiffig mit einem stattlichen Chor­bogengewölbe, das auf Pilastern ruht. Der Chor ist mit dem gleichen Gewölbe versehen und etwas eingezogen.

Das Schiff hat in den Längswänden von Pilastern eingefasste Portale. Die Inneneinrichtung stammt größtenteils aus dem Jahre 1787/88.Der älteste erhaltene Teil der St. Stephanus-Kir­che ist wohl das „Sakramentshäuschen“ aus dem Jahre 1405. Der Hochaltar stand einst in der früheren Wallfahrtskirche Ma­ria Todtsburg. Erst 1803 kam er nach Westerheim und wurde am 24. Juli 1803 samt der Kirche von Weihbischof Ernst Maria Ferdinand von Bissin­gen-Nippenberg von Konstanz konsekriert. Der Hochaltar mit Dop­pelsäulenstellung ist zweigeschossig. In der Mitte befinden sich Holz­skulpturen, die Krönung Mariens darstellend, umgeben von Petrus und Paulus. Oben dann Anna Selbdritt, Laurentius (mit Gitter) und Georg (mit Drachen). Der Hochaltar trägt folgende Inschrift: Deo trino et uni Christo Deo et homini Mariae Virgini et matri (dem dreifaltigen Gott, Chris­tus Gott und Mensch, Maria, der Jungfrau und Mutter – die Tafel wird derzeit neu angefertigt). Die verloren gegangene Krone Mariens konnte, dank einer Spenderfami­lie, anhand alter Vorlagen rekonstruiert (2014/15) werden. Neu in den Hochaltar wurde ein Tabernakel vom Altar der kath. Kirchengemeinde St. Michael Sauldorf-Rast integriert. Außer dem Todtsburger Hochaltar gehören auch die beiden Seitenältäre und die Kanzel dem Barockstil an. Der rechte Seitenaltar ist der Gottesmutter Maria geweiht, an dessen Spitze sich die Szene be­findet, die dem hl. Martinus zugeschrieben wird (Mantelteilung).

Hl. AntoniusDer linke Seitenaltar ist dem hl. Antonius gewidmet (Helfer all derjenigen, die etwas verloren haben), an dessen Spitze sich eine Darstellung des hl. Wendelin (Schutzpatron der Hirten und Bauern) befindet. An der Brüstung der Kanzel stehen die vier Evangelisten (Verkünder des Wort Gottes), auf dem Kanzelde­ckel istJohannes der Täufer (Ankünder des Messias) angebracht. Das Deckengemälde im Chor stellt die Himmelfahrt Ma­riens dar, und die Gemälde im Schiff zeigen „ Maria, die Königin der Engel“ und die vier Evangelisten mit ih­ren zugeordneten Symbolen. Matthäus mit Engel – Lu­kas mit Stier – Markus mit Löwe und Johannes mit Adler.

Die Schiffswände weisen gekoppelte Pilaster auf mit sehr ein­fachen Kapitellen, während die Kapitelle im Chor etwas reicher sind: Voluten, Eierstab, darun­ter Blumen und unterhalb des Kranzgesimses ein Zahnschnitt. Weiterhin gehören dem klassi­zistischen Stil an: Der Taufstein mit Lorbeerranken, Fruchtschnü­ren und Engelsköpfen, die Me­daillons an der Orgelempore mit Lorbeergewinden, dazwischen Blumenkränze. Die Medaillons zeigen Herz-Jesu mit Petrus und Paulus und Herz-Mariä mit Joachim und Anna (Eltern Marias).

Die Beichtstühle stehen zwischen Pilasterchen mit ionischen Kapitellen, dar­über Medaillons mit Pet­rus und Maria Magdale­na. Über dem Chorgestühl sind Apostelstatuetten. An der hinteren Chorwand links und rechts vom Altar, stehen zwei große Statu­en, Erzmärtyrer Stepha­nus, der Kirchenpatron, und St. Josef darstellend. Mit den Anfang des 18. Jahrhunderts entstan­denen 14 Holztafeln, die den Leidensweg Christi beschrei­ben, verfügt die St. Stephanus-Kirche über eine besondere Kostbarkeit und Rarität. Diese jeweils aus einer Tafel ge­schnitzten und herausgearbeiteten Kreuzweg-Szenen müssen noch restauriert werden. Abgerundet wird die Ausstattung der Kirche noch von einem Missionskreuz, einem „Nazare­ner“ (Nordseite) und der Figur des hl. Sebastian (Südseite). Die Portale stammen aus dem Erbauungsjahr 1787/88. Sie sind durch zwei Pilaster mit einem ionischen Kapitell gegliedert. Auf diesem liegt der Architrav als Gesims; darauf wiederum ist ein Gesims als gesprengter Giebel ausgebildet. Über den Kapitel­len wurde eine Flamme angetragen bzw. modelliert, dadurch erscheint der Pilaster als Kerze. Zwischen den Pilastern, über der Tür wurden Girlanden angetragen, die aber nur noch auf der Nordseite vorhanden sind. Die heutige Fassung stammt von der letzten Außensanierung vermutlich zwischen 1945-1950. An der Außenseite des Chores nach Osten befindet sich der Ölberg aus dem 18. Jahrhundert. Vier sehr schlichte Grabsteine waren in der Außenwand der Kirche eingelassen: Frühmess-Ka­plan Johannes Michael Buch er gest. 1793; Pfarrer Johannes An­ton Merz, 1714-1758; Pfarrer Simon Huber, gest. 1838; Gertrud Vogler 1773-1844, die letzte Haushälterin auf der Todtsburg. Abgerundet wird die Ausstattung der St. Stephanus-Kirche von der auf der 2. Empore befindlichen Orgel. Die einmanu­alige Schleifladenorgel wurde wohl 1820 von Johann Ge­org Schäfer (1785-1845) aus Göppingen erbaut. Vermutlich mit der Orgel der Stiftskirche Faurndau (Prospektgestaltung im sog. Zopfstil) lassen diesen Rückschluss zu. Die Orgel ist derzeit nicht spielbar. Zweifelsfrei erkennbar ist aber, dass dem Instrument ein sehr hoher Denkmalwert zukommt und zwar durch die singuläre Stellung des Erbauers. Orgeln aus dieser Zeit und von der Orgelbausippe Schäfer sind selten – und die Ensembleeinheit von Kirche und Orgel einmalig.

Die St. Stephanus-Kirche Westerheim wurde bereits 1925 durch Eintragung ins Denkmalverzeichnis denkmalrechtlich geschützt.
Förderverein zur Erhaltung mit Restaurierung der St. Stephanus-Kirche Westerheim e.V.
Quellen: Hartmut Schröder (Luftkurort Westerheim, 1986) Volker Linz (Kirchenmusikdirektor, 2014)
Fotos: Franz Schweizer und Förderverein

Hier bekommen Sie einen Eindruck der Veranstaltung Bürgerpreis am 2. Oktober 2015