Denkmalstiftung Synagoge Steinsfurt

Bürgerpreis 2019

Die ehemalige Synagoge in Steinsfurt ist ein historisches Zeugnis der Geschichte der Juden in Baden-Württemberg.

Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg zeichnet seit 2001
vorbildliches bürgerschaftliches Engagement für Kulturdenkmale aus. Ihr mit 5.000 Euro dotierter Bürgerpreis 2019 wurde am 14. Oktober durch Katrin Schütz,
Staatssekretärin und Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, dem Verein „Alte
Synagoge Steinsfurt“ überreicht.

Jutta Stier, die Vorsitzende des Vereins, begrüßte zur
Preisverleihung rund 70 Gäste in der ehemaligen Synagoge – unter ihnen
Vertreter der Stadt Sinsheim, zu der Steinsfurt gehört, und des Landes
Baden-Württemberg. „Wir freuen uns sehr“, erklärte sie beim Festakt, „dass
unsere Arbeit über Sinsheim hinaus so wertgeschätzt wird. Wir sind ein kleiner
Verein, der vorher noch nie ausgezeichnet wurde.“

An dem Festakt beteiligten sich Schüler, die sich intensiv
mit der Geschichte der Synagoge beschäftigt hatten, und mit einem Grußwort die
Urenkelin eines Steinsfurter Juden, dem in der Nazizeit die Flucht nach
Brasilien möglich war.

Lange Jahre war die jüdische Gemeinde Steinfurts für eine
eigene Synagoge zu klein gewesen. Erst 1893/94 konnte sie auf einem 1858
gekauften Grundstück den Bau einer Synagoge nach Plänen des Architekten Wilhelm
Dick verwirklichen. Der denkmalgeschützte eingeschossige Bau besteht aus einem
großen rechteckigen Raum mit einer Erweiterung als Thora-Nische an der Ostwand.
Lisenen, Schmuckbögen und Zierfriese aus ziegelroten Backsteinen gliedern die
Außen-Fassade aus hellen Backsteinen. Die qualitätsvolle Ausmalung im Innern
ist trotz deutlicher Beschädigungen bis heute gut erkennbar.

Da die Gemeindemitglieder die von den Nationalsozialisten eingeführte
Sondersteuer für Synagogen nicht aufbringen konnten, musste das Gebäude im
Oktober 1938 verkauft werden. Nur dadurch überstand es die Pogromnacht am 9.
November.

1992 war die danach vor allem als Lagerraum genutzte
ehemalige Synagoge weitgehend in Vergessenheit geraten. Dies änderte sich mit
dem damals gegründeten Verein „Alte Synagoge Steinsfurt“. Er widmet sich seither der Erhaltung des durch Vernachlässigung stark geschädigten Gebäudes – als kultureller Begegnungsstätte und als Mahnmal des Friedens. Die Stadt Sinsheim unterstützt das Projekt; sie hat 2005 das Erbbaurecht am Gelände erworben und dem Verein ein Untererbbaurecht gegeben.

Seither wird eine aufwendige Instandsetzung betrieben. Unter
anderem wurden das Dach neu eingedeckt, alle Fenster restauriert, der Fußboden
erneuert und die innere Ausmalung mit einer Schutzschicht gesichert. Die
Denkmalstiftung Baden-Württemberg förderte die Arbeiten mit insgesamt 67.000
Euro.

„Was mich jenseits der Baudenkmalpflege freut“, so Katrin
Schütz, „ist das Engagement, mit dem der Verein die Geschichte der Steinsfurter
Juden in lebendiger Erinnerung hält, etwa in seinem Gedenkbuch. Gerade weil
dadurch der ungeheuerliche Zivilisationsbruch der Shoah umso deutlicher wird.“