Michael Wilford (1938-2023)

Mit ihm konzipierte er die „Neue Staatsgalerie“ (1977–84), längst ja ein touristischer Hotspot der Landeshauptstadt. Daneben aber steht Wilfords eigener Wurf, die Neue Musikhochschule (1993/94) mit ihrem charakteristischen, nach oben geöffneten runden Turm in der Art eines Blechblasinstruments, eine Anspielung auf die monumentale Schmuckvase des schwäbischen Klassizisten Distelbarth gegenüber bei der Neuen Staatsgalerie. Neue Musikhochschule und Neue Staatsgalerie bilden zusammen ein geradezu lehrbuchhaftes Ensemble der Postmoderne.

Wilfords Originalität wird vollends an einem Solitär mitten in der Landschaft evident, dem Verwaltungsgebäude der Firma Sto am südlichen Schwarzwaldrand in Stühlingen-Weizen (1999). Ein rares Industriebau-Exempel, das sich auf seinen Stelzen schräg nach oben ins Licht stemmt. Wert, mit zwei anderen herausragenden (Industrie-) Bauten von Weltarchitekten im Südbadischen gleichgestellt zu werden: sowohl dem Feuerwehrgerätehaus (1993) von Zaha Hadid wie dem Design-Museum der Firma Vitra (1987–89) von Frank Gehry im nahen Weil am Rhein. Alle drei Gebäude stehen in einer weitgehend industriefernen Umgebung. Aber wie sehr wünschte man sich ähnlich charaktervolle Exemplare, vor allem im hochindustrialisierten Mittleren Neckarraum.

Wilford wurde 1938 in Hartfield (Sussex) geboren. 1971 gründete er mit James Stirling ein Architekturbüro, das bis zu dessen Tod 1992 existierte. Von 2002 bis 2013 war Wilford in Stuttgart mit seinen hiesigen Kollegen Manuel Schupp und Stefan Gerstner assoziiert, diese Einheit ging 2015 in die Architekturgemeinschaft „Orange Blu Building Solutions“ über.

Hoch ausgezeichnet mit vielen internationalen Preisen wurde Wilford auch Ehrenmitglied beim „Bund deutscher Architekten“ – im Nachhinein ja eine längst fällige Anerkennung seiner bis ins Poppige reichenden, postmodernen und höchst eigenwilligen Architekturspiele.

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