Von 1951 bis zu seinem Tode 1998 im 103. Lebensjahr lebte der Schriftsteller, Philosoph, Offizier und Intellektuelle Ernst Jünger im ehemaligen Forsthaus der Schenken von Stauffenberg gegenüber deren Schloss in dem kleinen oberschwäbischen Ort Wilflingen. Die sog. Oberförsterei ist ein im Jahre 1728 erbautes Haus mit insgesamt 11 Räumen und einem Garten. Der Denkmalwert dieses Anwesens wird vor allem durch den Wirkungsort Ernst Jüngers und den Schauplatz historischer Ereignisse bestimmt, denen ein gewisser Erinnerungswert beizumessen ist. So nüchtern drückt es die Definition nach dem baden-württembergischen Denkmalschutzgesetz aus.
Die Zeit in Wilflingen war für Jünger als Schriftsteller äußerst produktiv. Eine ganze Reihe zeitdiagnostischer Essays sowie die Erzählung Gläserne Bienen und ein neuer Roman ergänzten sein bisheriges schriftstellerisches Werk.
Ländliche Abgeschiedenheit bedeutete keineswegs Isolation, wie der Biograf Jüngers, Helmut Kiesel, zutreffend bemerkt. Bereits am 1. Oktober 1955 empfing Jünger in Wilflingen den ersten Besuch des Bundespräsidenten Theodor Heuss. Aber so richtig wurde Ernst Jünger erst ab 1982 von der Politik entdeckt. Im September 1984 lud ihn nämlich der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl in Erinnerung an den Ausbruch des 1. Weltkriegs zur Teilnahme an einer deutsch-französischen Versöhnungsfeier in Verdun ein, wo er neben dem französischen Staatspräsidenten Mitterand stand. Zu Jüngers 90. Geburtstag am 19. März 1985 kam Bundeskanzler Kohl nach Wilflingen, am 28. Mai folgte Staatspräsident Mitterand. Und am 21. März 1990 besuchte ihn in Wilflingen der spanische Ministerpräsident Gonzales. Das ehemalige Forsthaus wurde durch Ernst Jünger zu einem wahrlich geschichtsträchtigen Ort.
Am 17. Februar 1998 endete das Leben Ernst Jüngers. Bei seiner Beerdigung auf dem Dorffriedhof von Wilflingen gab ihm der seinerzeitige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel das letzte Geleit.
Im Jahr 1999 wurde das langjährige Wohnhaus des bedeutenden deutschen Schriftstellers von der Ernst-Jünger-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv Marbach als Gedenkstätte eingerichtet.
Der Zahn der Zeit nagt freilich auch an einem solch herausragenden Kulturdenkmal. Eine grundlegende Sanierung tat not. Für die dringend erforderlichen Arbeiten, vor allem auch eine vollkommen neue Elektroinstallation, waren rund 400.000,- EUR aufzubringen. Veranlasst durch Hilferufe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Stuttgarter Zeitung hat die Denkmalstiftung Baden-Württemberg eine Zuwendung in Höhe von 250.000,- EUR gewährt, die die Gesamtfinanzierung sicherstellte.
In wenigen Wochen, am 29. März 2011, wird die Ernst-Jünger-Gedenkstätte nach einer gründlichen Sanierung wieder eröffnet werden.
Architekt: Dr.-Ing. Stefan Uhl, Freier Architekt, Panoramaweg 31, 88447 Warthausen