Johann G. Specht (1721–1803)
Er gehört zu den Vorarlberger Baumeistern. Im Allgäu geboren, lernte er bei einem der ganz großen Vorarlberger, Peter Thumb. Specht hat seine Spuren als Architekt dann vor allem im Allgäu und in Oberschwaben hinterlassen, war neben Kirchen und Schlössern auch an Wasserwerken, Brücken, Mühlen sowie Wohn- und Ökonomiegebäuden beteiligt. Specht war, wie so mancher Kollege seiner Zeit, ein aus dem Handwerk kommender Autodidakt. Sein Vater war der Löwenwirt in Lindenberg.
Specht indes hat das Maurerhandwerk erlernt. Über seine Biographie ist wenig bekannt. Was man allerdings weiß: Mit 23 hat er Anna Maria Bildstein geheiratet, welche Verbindung ihm finanzielle Unabhängigkeit gab. Der 1747 geborene Sohn Thomas wird ebenfalls Maurer und arbeitet mit dem Vater zusammen als Parlier, bis er 1792 stirbt. Sein Schwiegersohn, Johann Georg Stiefenhofer, ist seit 1777 mit Spechts jüngster Tochter verheiratet und arbeitet als Zimmermann. Mit ihm zusammen entwirft Specht so komplizierte wie spektakuläre Dachstühle. 1761 gibt es die erste Anerkennung für seine Tätigkeit: Als Baumeister der „gewölbten Fahrbruck über das Tobel bei Mäuchen“ bekommt er den Titel eines „k. u. k. Oberamt Bregenzischen Amtsbaumeisters“. Seine Hauptarbeiten sind erst einmal wenig augenfällig: einfach(st)e Landkirchen-Langhäuser mit Chor ohne Einzug. Schlichte Gehäuse, in denen aber Rokokoausstattungen so richtig zur Entfaltung kommen. Sein wichtigstes und bis heute nachhaltigstes Werk sollte die neue Benediktinerabtei in Wiblingen bei Ulm werden.
1772 bekommt er den Auftrag. Seinem Markenzeichen entsprechend wird der Dachstuhl zum konstruktionsaufwendigsten Bauteil: das Innere ist eine Art Rotunde ohne Stützpfeiler. Tief verletzt muss Specht zur Kenntnis nehmen, dass man ihm 1777 den Vertrag für Wiblingen kündigt und Januarius Zick (1730–1797) für die Innenraumgestaltung heranzieht.
Sein letzter nennenswerter Kirchenbau entsteht 1797/98 in Scheidegg bei Lichtenberg. Noch im Todesjahr 1803 beginnt er mit dem Bau einer Ziegelhütte auf eigenem Grund. Das Porträt mit dem strengen, fast verdrossenen Blick zeigt ihn um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.
(Denkmalstimme_3_2022)