Stuttgart – Der SWR Fernsehturm in Stuttgart ist der weltweit erste Stahlbetonturm mit Aussichtsplattform. Er wurde mit dieser Pionierleistung der 50er Jahre zum Vorbild für alle anderen Türme dieser Art und steht inzwischen auf der nationalen Vorschlagsliste zum UNESCO-Weltkulturerbe. Doch bevor im kommenden Jahr das 70-jährige Jubiläum gefeiert werden kann, muss der 216 Meter-Riese saniert werden: es gibt Risse im Beton des 135 Meter hohen Turmschaftes, die jetzt rasch behoben werden müssen, damit das Bauwerk auch in Zukunft sicher steht und Wind und Wetter standhalten kann. Die erforderliche Betonsanierung soll im Juli 2025 beginnen und umfasst die denkmalgerechte Instandsetzung und auch eine Neu-Beschichtung des Stahlbetons. Für die aufwendigen Arbeiten an der filigranen Schaftkonstruktion in großer Höhe werden rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt, weshalb der Südwestrundfunk (SWR) als Eigentümer des Turms die Denkmalstiftung Baden-Württemberg um Unterstützung gebeten hatte.
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Sanierung dieses einzigartigen Kulturdenkmals nun mit der Fördersumme von 500.000 Euro. Sowohl baugeschichtlich als auch wegen seiner überregionalen Bekanntheit und seiner Funktion als Wahrzeichen der Landeshauptstadt kommt dem Erhalt des Stuttgarter Fernsehturms eine große Bedeutung zu. Für die Stiftung ist diese hohe Förderung zugleich das Leuchtturmprojekt des eigenen Jubiläumsjahres 2025, in dem sie ihr 40-jähriges Bestehen feiert.
Bei einem Vor-Ort-Termin überreichte Nicole Razavi MdL, Kuratoriumsvorsitzende der Denkmalstiftung sowie Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen und damit auch für den Denkmalschutz zuständig, auf der Eventebene des Fernsehturms persönlich den Zuwendungsvertrag an Jan Büttner, Verwaltungsdirektor des SWR.
Nicole Razavi, Kuratoriumsvorsitzende der Denkmalstiftung: „Als Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung bin ich wirklich stolz darauf, unsere finanzielle Unterstützung der anstehenden Sanierungsmaßnahmen heute bekannt geben zu können. Möge der Stuttgarter Fernsehturm als geniales Bauwerk noch über Generationen weit hinaus ins Land strahlen. Er ist ein technisches Kulturdenkmal der Kommunikation des 20. Jahrhunderts – das ist eine Kategorie, die auf der Welterbeliste kaum vertreten ist. Deshalb bin ich optimistisch, dass der Stuttgarter Fernsehturm eines Tages Aufnahme in diese Liste finden wird. Zwar kann dies noch einige Jahre dauern. Aber wir haben es gemeinsam Ende 2023 immerhin schon auf die deutsche Vorschlagsliste für das Welterbe geschafft. Allein das ist schon eine tolle Leistung.“
Jan Büttner, Verwaltungsdirektor des SWR: „Auch wenn der Südwestrundfunk über den Stuttgarter Fernsehturm längst nur noch Hörfunkprogramme ausstrahlt, weiß der SWR um die besondere historische und kulturelle Bedeutung dieses einzigartigen Bauwerks. Der SWR Fernsehturm ist weit mehr als nur ein technisches Relikt – er ist ein Wahrzeichen, ein Symbol für Ingenieurskunst und lebendige Architekturgeschichte. Der SWR ist sich seiner Verpflichtung bewusst, dieses bedeutende Kulturdenkmal zu erhalten. Wir bedanken uns herzlich bei der Denkmalstiftung Baden-Württemberg für die Förderung, die das denkmalschützerische Engagement des SWR unterstreicht.“
Bürgermeister a.D. Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung: „Ich freue mich, dass wir als Denkmalstiftung den SWR bei der Erhaltung dieses bedeutenden Denkmals der neueren Zeit unterstützen dürfen. Was wäre förderungswürdiger als ein Denkmal, das für die Ingenieurkunst Baden-Württembergs und den Mut der Menschen in Baden-Württemberg beispielgebend ist. Als Denkmalstiftung fördern wir gern den Erhalt dieses Denkmals.“
Hans-Albert Stechl, Vorsitzender des Verwaltungsrats des SWR: „Auch den Gremien des SWR liegt der Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Fernsehturms in Stuttgart sehr am Herzen. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, in denen Inflation und drastisch steigende Baukosten die finanziellen Spielräume zunehmend einschränken, ist es umso bemerkenswerter, dass die Denkmalstiftung Baden-Württemberg die dringende Notwendigkeit der anstehenden Sanierungsmaßnahmen nicht nur anerkennt, sondern das Vorhaben mit einer großzügigen Förderung in erheblichem Umfang unterstützt. Das ist ein riesiger Vertrauensbeweis für den SWR.“
Über den Sanierungsbedarf und die geplanten Baumaßnahmen
Der SWR Fernsehturm ist ständigen Schwingungen und Bewegungen ausgesetzt und unterliegt, nicht zuletzt aufgrund seiner Höhe und exponierten Lage, starken Umwelteinflüssen. Der anlagentechnische und bauliche Zustand wird im Rahmen von Monitorings kontinuierlich überwacht. Zur Beurteilung der mit den Jahren entstandenen Rissbildungen und der Beschichtung der Außenfläche wurde das Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner (LAP) hinzugezogen und mit umfangreichen Voruntersuchungen beauftragt. Der Wahl der Beschichtungssysteme ging ein langer Untersuchungsprozess mit der MPA Universität Stuttgart voraus. Farbe, Erscheinungsbild und der Umgang mit der Sichtbarmachung der Rissnarben wurde im Planungsprozess eng mit dem Denkmalamt abgestimmt. Besonders herausfordernd ist die große Höhe, in der die Bauarbeiten stattfinden werden. Es muss von Arbeitsbühnen und Hängegerüsten gearbeitet werden, und Industriekletterer werden zum Einsatz kommen. Zudem muss das Baumaterial für diese Höhe genauestens disponiert werden. Die Bauarbeiten sollen an der Schaftaußenseite bis November 2025 weitestgehend abgeschlossen sein. Während der Dauer der Arbeiten bleibt der Turm für die Öffentlichkeit zugänglich.
Über die Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ist eine private Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart. Sie fördert den Erhalt von Kulturdenkmalen in Baden-Württemberg und unterstützt insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgergruppen, die sich vor Ort für die Instandsetzung und Pflege der Denkmale einsetzen. Eine auf Landesebene tätige Denkmalstiftung gibt es lediglich im Bundesland Baden-Württemberg. Seit ihrer Gründung 1985 hat die Stiftung annähernd 1.800 Vorhaben mit rund 70 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Für ihre Stiftungsarbeit ist sie auf Spenden angewiesen.
Foto: ©SWR/Markus Palmer // v.l.n.r. Januar Büttner, Verwaltungsdirektor des SWR, Kuratoriumsvorsitzende Ministerin Nicole Razavi und ehrenamtlicher Geschäftsführer Dr. Stefan Köhler