Die Stadt Laupheim, Landkreis Biberach, verdankt in erster Linie ihren ehemaligen jüdischen Mitbürgern den Aufstieg vom bescheidenen Marktflecken zu einer wirtschaftlich florierenden Stadt des 19. Jahrhunderts. Diese positive Entwicklung der Stadt fand durch die grausamen Ereignisse in der Zeit des Nationalsozialismus ein jähes Ende.
Es ist dem vorbildlichen bürgerlichen Engagement des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Laupheim e.V. zu verdanken, dass das Haus Judenberg 16 vor einem weiteren Verfall bewahrt und als besonderes Zeugnis der jüdischen Vergangenheit gerettet werden konnte. Damit konnte die eine Hälfte des Doppelhauses für ursprünglich vier Familien aus dem Jahre 1734 erhalten werden. Nach Feststellung von Dr. Stefan Uhl vom Büro für historische Bauforschung eine in der oberschwäbischen Hauslandschaft bislang einzigartige Innengliederung eines solchen Gebäudes.

Der Laupheimer „Judenberg“ ist eine der wenigen planmäßigen Siedlungen, die eine Ortsherrschaft in Württemberg für jüdische Schutzbefohlene anlegen ließ. Dabei wurde die Lage auf einem Hügel am Ortsrand, die Anordnung der Häuser, ihr Erscheinungsbild und die Grundrisseinteilung von den Ortsherren festgelegt. Die Siedlung auf dem Judenberg, ursprünglich bestehend aus fünf Doppelhäusern und dem dazwischen liegenden, später bebauten Platz, dem einstigen Leichenhaus sowie dem ummauerten Friedhof ist ein wichtiges Zeugnis jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg.

Die zunächst nutzungsneutrale Sicherung und Erhaltung des Gebäudes Judenberg 16 war für den Verkehrs- und Verschönerungsverein Laupheim wahrlich keine leichte Aufgabe. Von den veranschlagten Gesamtkosten von rund 165.000,- Euro, davon sog. denkmalbedingten Mehrkosten von rund 90.000,- Euro, hat das Landesdenkmalamt ca. 80.000,- Euro und die Stadt Laupheim 5.100,- Euro übernommen. Angesichts des herausragenden bürgerschaftlichen Engagements hat die Denkmalstiftung Baden-Württemberg eine weit über die denkmalbedingten Kosten hinaus gehende Zuwendung in Höhe von 47.300,- Euro gewährt. Den Rest bringt der Verkehrs- und Verschönerungsverein Laupheim aus eigenen Mitteln auf, zum Teil unter tatkräftiger Mithilfe seiner Mitglieder vor Ort. Dies ist sicherlich Anlass genug, diese Rettungstat für einen besonderen Pflegefall des Denkmalschutzes zum „Denkmal des Monats“ Januar 2005 zu erklären.

Betreuender Architekt: Friedrich Börschel, Laupheim