Pfarrhaus Ippingen

– Das Domizil eines Universalgelehrten –

In schwäbischen Pfarrhäusern fand und findet bekanntermaßen gewichtiges Geistesleben statt. Von ganz besonderer heimatgeschichtlicher Bedeutung ist dabei das Pfarrhaus in Ippingen, das untrennbar mit der Person seines letzten Pfarrers Josef Keller verbunden ist. Dieser Gemeindepfarrer im echten Sinne diente dort von 1946 bis 1977 als Seelsorger. Aber er war nicht nur ein „treuer“ Priester, sondern daneben auch noch Linguist, Historiker, Botaniker und Paläontologe, also ein echter Universalgelehrter. Es geht die Kunde, dass Pfarrer Keller 25 Fremdsprachen beherrscht haben soll, wobei Chinesisch seine Lieblingssprache gewesen sei. Daneben erschloss er sich und vielen anderen die Schätze der Natur, den Reichtum der Pflanzenwelt und der Fossilien der Schwäbischen Alb. Hinzu kommen seine Studien zur Erforschung der Erd- und Heimatgeschichte sowie eine Sammlung des bekanntesten Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ in über 230 Sprachen.
Das Haus, in dem Pfarrer Keller all dies bewerkstelligte, ist ein zweigeschossiges Wohn- und Ökonomiegebäude. Es hat sich ungewöhnlich geschlossen mit Außenbau und qualitätvoller Ausstattung aus der Erbauungszeit im 18. Jahrhundert erhalten. Die kleine Kirchengemeinde mit kaum mehr als 500 Gemeindemitgliedern sah sich aber finanziell nicht in der Lage, die Kosten für die Instandsetzung aufzubringen. Deshalb sollte das Gebäude zunächst abgebrochen werden. Hiergegen regte sich jedoch Widerstand in der Pfarrgemeinde. Mit maßgeblicher Initiative und Unterstützung durch den Förderverein der Pfarrgemeinde gelang es schließlich, die Instandsetzung in einer Gemeinschaftsleistung von Erzbischöflichem Ordinariat Freiburg, der staatlichen Denkmalpflege, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Denkmalstiftung Baden-Württemberg und zusätzlichem Engagement der Gemeinde Immendingen und der Pfarrgemeinde zu finanzieren.
Am 13. Juli dieses Jahres hat die Kirchengemeinde St. Priska Ippingen den Abschluss der Restaurierung ihres ehemaligen Pfarrhauses gefeiert. Ohne private Initiative wäre dieses Werk nicht gelungen. Anlass genug, hier die Auszeichnung „Denkmal des Monats“ August-September 2007 durch die Denkmalstiftung Baden-Württemberg zu verleihen.

Architekt: Architekturbüro Thomas Kreuzer, Tuttlinger Str. 2, 78187 Geisingen