Im Garten des Verbindungshauses der Tübinger Königsgesellschaft Roigel, Burgsteige 20, findet sich, angelehnt an die nördliche Vorburgmauer des Tübinger Schlosses, eine alte Kegelbahn. Nach den Feststellungen des Landesdenkmalamtes erscheint es gewiss, dass die Tübinger Anlage – ob sie aus dem aus dem 18. oder sogar aus dem 17. Jahrhundert stammt – eine der ersten Einrichtungen ihrer Art ist, möglicherweise sogar die letzte erhaltene Kegelbahn aus der Zeit vor 1800.

Sowohl auf einer Radierung aus dem Jahr 1620 als auch in einer handkolorierten Zeichnung aus dem Kieser’schen Forstlagerbuch von 1683 ist eine Kegelbahn, noch ohne das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angebaute Gartenhaus, zu sehen.

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts stand an der Stelle des 1904 erbauten Roigel-Hauses an der Burgsteige die sog. Schlossküferei, in der nebenbei eine Schlosswirtschaft betrieben wurde. Diese Wirtschaft erfreute sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bei den Tübinger Studenten größter Beliebtheit.

Eduard Mörike, dessen Geburtstag sich am 8. September 2004 zum 200sten Male jährt, fand die Kegelbahn und die Schlosswirtschaft schon beinahe dem Verfall preisgegeben vor. Dies veranlasste ihn 1827 zu der humorvollen Ballade „Des Schössküpers Geister zu Tübingen“, die in nahezu jeder Mörike-Ausgabe und neuerdings in einer bibliophilen Ausgabe des Betulius-Verlags, Stuttgart, versehen mit reizenden Illustrationen von Thomas Ferdinand Nägele, dem Sohn des bekannten Murrhardter Malers und Zeichners Reinhold Nägele, nachgelesen werden kann.
Mörikes 200ster Geburtstag und das 100-Jahres-Jubiläum des Roigelhauses, das von den bekannten Stuttgart Architekten Schmohl und Staehelin erbaut wurde, die auch für den Bau der bekannten Villa Franckh (1905/06) in Murrhardt und den Hindenburgbau (1929) in Stuttgart verantwortlich waren, sind für die Denkmalstiftung Baden-Württemberg Anlass, „Mörikes Kegelbahn“ in Tübingen mit dem Prädikat „Denkmal des Monats“ auszuzeichnen.