Helmut Jahn (1940–2021)

Baumeister Helmut JahnDer 2017 fertiggestellte 244 Meter hohe „Aufzugturm“ in Rottweil mit der höchsten Aussichtsplattform in Deutschland war einer der letzten großen Entwürfe von Helmut Jahn.

Als der deutsch-amerikanische Architekt 2021 im Alter von 81 Jahren bei einem Fahrradunfall in der Nähe von Chicago ums Leben kam, hatte er seinem Spitznamen „Turmvater Jahn“ alle Ehre gemacht.

Wolkenkratzer in aller Welt sind sein Vermächtnis. 1966 ging Helmut Jahn nach seinem Architekturstudium in München nach Chicago und arbeitete ab 1967 im Büro von Charles Murphy, das er 1983 übernahm und das heute sein Sohn Evan unter dem Namen „Jahn/“ weiterführt. 1985 baute Jahn mit dem Frankfurter Messeturm das höchste Gebäude Europas.

Der ganz große Maßstab faszinierte ihn: Bahnhöfe, Messehallen, Flughafen-Terminals, das Sony-Center auf dem Potsdamer Platz in Berlin. 1985 entwarf er einen 509 Meter hohen Wolkenkratzer für Donald Trump. Der hätte das höchste Gebäude der Welt werden sollen, der Bau aber wurde nie realisiert. Offene Konstruktionselemente und innovative Materialien wie die Glasfaserhaut des Rottweiler Turms waren ebenso Jahns Markenzeichen wie die Verbindung von High-Tech und Postmoderne mit einem Schuss Romantik. Er fand: „Meine Gebäude sollen aufregend und überraschend sein und den Leuten gefallen.“ Von Kritikern wurde ihm vorgeworfen, er baue „ortlose Bling-Bling-Architektur mit popartistischem Publikumsappeal“.

Dennoch erhielt er den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und eine Ehrenprofessur der TU München, seine Architektur galt als Wegweiser ins 21. Jahrhundert. „Die Zukunft ist niemals falsch“, war der innovative Großbaumeister überzeugt. Auch in seiner Freizeit gab sich Jahn nicht mit Kleinigkeiten zufrieden: Der begeisterte Regattasegler gewann 2015 mit seiner Mannschaft die Nordamerikanische Meisterschaft, 2012 holte er mit seiner Farr-40-Yacht sogar den Weltmeistertitel. (bach)

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