Stuttgart – Zwei Hochhäuser in Stuttgart-Rot, die in den 1950er-Jahren vom Berliner Architekten Hans Scharoun entworfen wurden, tragen die Namen „Romeo“ und „Julia“. Das Ensemble steht wegen seiner Bedeutung für die Architekturgeschichte unter Denkmalschutz. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Sanierung der noch vorhandenen Originaltüren im Haus Julia mit einem Zuschuss von 21.000 Euro.
Mit unterschiedlichen Gebäudehöhen zwischen fünf und zwölf Etagen, einem halbkreisförmigen Grundriss und dem Verzicht auf rechte Winkel folgte der Architekt Hans Scharoun, der wenig später die Berliner Philharmonie entwarf, dem Konzept der „organischen Architektur“. Anders als nebenan beim Turmhochhaus Romeo sind die Wohnungen im Haus Julia von außen über Laubengänge zugänglich. In einem – ebenfalls von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg finanziell geförderten – ersten Bauabschnitt von 2020 bis 2022 waren bereits acht der bauzeitlichen, mit rotem Resopal beschichteten, Wohnungseingangstüren exemplarisch restauriert worden. Nun werden weitere zwölf Original-Türen nach diesem Vorbild instandgesetzt.
Mit Abschluss der Arbeiten sind dann alle noch vorhandenen Resopal-Türen aus der Entstehungszeit von Julia saniert. „Die beiden Hochhäuser von Hans Scharoun sind anschauliche Beispiele für die expressionistische Architekturströmung der Nachkriegsmoderne und haben Eingang in zahlreiche Publikationen gefunden“, sagt Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Sie stehen für die Experimentierfreude und Aufbruchstimmung der 1950er-Jahre.“
Dies betonen die in roter Farbe gehaltenen inneren und äußeren Oberflächen der Wohnungseingangstüren aus dem seinerzeit noch jungen Werkstoff Resopal. Das damals innovative Schichtstoffmaterial wurde in vielen Bereichen kennzeichnend für die Ästhetik dieser Zeit. Teil des von einer Manufaktur in Rottweil für den ersten Bauabschnitt entwickelten Konzeptes ist die energetische und sicherheitstechnische Ertüchtigung der Türen entsprechend heutigen Standards.
„Vor der Sanierung der Türen im ersten Bauabschnitt lagen kaum Erfahrungen mit der Restaurierung eines solchen Materialmixes aus Holz in Leichtbauweise, Resopalbeschichtung und Glas vor“, so Dr. Stefan Köhler. „Die Instandsetzung der teilweise beschädigten, verzogenen und undichten Türen kann somit als Beispiel dafür dienen, wie die Originalsubstanz bauzeitlicher Zeugnisse der Nachkriegsmoderne auch an anderen Objekten gesichert werden kann“.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Foto: Hochhäuser Romeo und Julia | pjt56, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons