Nonnenhaus Tübingen

– Gesamtinstandsetzung des größten und bestüberlieferten Beginenhauses in Südwestdeutschland –
– Neuanlage eines „Erinnerungsgartens“ an den Botaniker Leonhart Fuchs –

Das Nonnenhaus in Tübingen, ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit „Sprachhaus“ (Abort-Erker), beherbergte ursprünglich ein seit 1310 nachweisbares Beginenkloster. Beginen sind Klosterfrauen, die kein Gelübde abgelegt haben. Der für das Gemeinschaftsleben konzipierte Sonderbau unterscheidet sich von der umgebenden städtischen Bebauung durch seine langgestreckten Proportionen von 30 m x 11,5 m.
Das Nonnenhaus ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil in seinem Innern noch die mittelalterliche Grundrissstruktur mit Sommer- und Winterrefektorium in Erdgeschoss ablesbar ist. Durch die grundlegende Instandsetzung, die mit großem Engagement und Idealismus ein neuer privater Eigentümer durchführt, wird die Beginenstube (Winterrefektorium) mit ihrer erkennbaren Originalausstattung mit Bohlenwänden, Ziegelestrich und Oberflächenfassungen wieder einen Eindruck klösterlichen Lebens des 15. Jahrhunderts vermitteln.
Und noch etwas zeichnet das Nonnenhaus besonders aus: In der nachreformatorischen Zeit, etwa ab 1535, war das Gebäude durch den bekannten Botaniker und Mediziner Leonhart Fuchs (1501-1566) bewohnt. Hier entstand unmittelbar am Haus auch sein experimenteller Pflanzgarten. In seinem im 16. Jahrhundert, in höherer Auflage als die Bibel verlegten, reich bebilderten, „New Kreütterbuch“ beschrieb er Form und Wirkung aller seinerzeit bekannten Pflanzen.
Im Zuge der Instandsetzung wird vor der Beginenstube ein „Erinnerungsgarten“ angelegt werden. Hierzu hat sich zwischenzeitlich ein „Freundeskreis Fuchs-Garten“ gebildet.

Das Gebäude wird unter weitestgehender Erhaltung des historischen Bestandes im Erdgeschoss und teilweise im ersten Obergeschoss gewerblich genutzt und im Übrigen für Wohnzwecke verwendet werden, wobei eine Mischung von jüngeren und älteren Bewohnern beabsichtigt ist.

Insgesamt handelt es sich um eine vorbildliche Instandsetzung eines bedeutenden Kulturdenkmals mit hohem bürgerschaftlichem Engagement. Bei Gesamtkosten von rund 2 Mio. EUR kommt zu dem finanziellen Beitrag der Denkmalstiftung Baden-Württemberg in Höhe von 150.000,- EUR jetzt die mehr als verdiente Auszeichnung als „Denkmal des Monats“ April 2008 hinzu.

Architekten: Architekturbüro Osterried, Stauwiesenstr. 6, 72108 Rottenburg-Oberndorf;
AeDis, Am Sportplatz 25, 73269 Hochdorf