– Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau – von Schülern betreut –

Der im nahe gelegenen Steinsfurt geborene, und in Frankfurt ansässige, jüdische Kaufmann Hermann Weil plante ab 1923 den Bau eines monumentalen Grabmals. Er wollte in der Gemeinde seiner Vorfahren, Waibstadt, beigesetzt werden. Der jüdische Gemeindeverband Waibstadt lehnte es jedoch ab, das Grabmal auf dem Gelände des dortigen jüdischen Friedhofes errichten zu lassen. Weil erwarb hierauf Gelände neben dem jüdischen Friedhof und lies dort sein vom Frankfurter Architekten Alfred Engelhard geplantes Grabmal erbauen, das 1927 vollendet wurde. In einem feierlichen Akt wurde das Grabmal durch Hermann Weil in die Obhut der Stadt gegeben. Weil starb noch im Jahr der Fertigstellung nach langer Krankheit. Er verfügte, dass seine und die Urne seiner 1913 verstorbenen Frau sowie seiner Pflegerin in der eindrucksvollen Grabanlage, bestehend aus einem überkuppelten Zentralbau mit ummauertem rechteckigem Vorhof und breiter Freitreppe, ihre letzte Ruhestätte finden sollten. Schon die Bestattung eines Angehörigen des jüdischen Glaubens in einem solch repräsentativen Grabmal ist ein seltenes Phänomen, da das Judentum eine schlichte Grabgestaltung bestimmt. Noch erstaunlicher ist die im orthodoxen Judentum untersagte Einäscherung und Urnenbeisetzung.

Im Jahr 1938 wurde der Grabraum geschändet, die Urnen entfernt und die feste Wandausstattung abgeschlagen. Seit einer umfassenden Sanierung des Mausoleums 1981-83 sind erneut beträchtliche Schäden aufgetreten. Die Kalksteinplatten, die den Kern aus Backsteinen verkleiden, drohen wegen der schadhaft gewordenen Verankerungen abzustürzen. Die Mauerkronen, durch die Feuchtigkeit eindringt, sind wieder dicht zu machen. Das Kuppelmosaik bedarf dringend der Restaurierung, da Mosaiksteinchen und Putz abfallen.

Die Anstrengungen zur Instandsetzung der Anlage gehen bereits bis ins Jahr 1999 zurück. Erfreulicherweise haben sich bereits damals Schüler der Realschule Waibstadt engagiert. Seit 2008 wurden durch Schüler konkrete Schritte zur Instandsetzung des Mausoleums eingeleitet. Diese Initiative mündete im Juni 2009 in die Gründung des Vereins Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V., in dessen Vorstand Schüler mitwirken.

Zu den Kosten von über 280.000,- EUR für die nunmehr anstehende Instandsetzung wird neben Bundesmitteln aus dem Sonderprogramm 2008 sowie staatlichen Denkmalfördermitteln auch die Denkmalstiftung Baden-Württemberg mit einer Zuwendung in Höhe von 60.000,- EUR beitragen. Angesichts des herausragenden Engagements, vor allem jüngerer Bürger, erhält dieses Vorhaben die Auszeichnung als „Denkmal des Monats“ Mai 2010.

Alle Freunde und Förderer der Denkmalpflege werden zur Schließung der noch verbliebenen Finanzierungslücke um Spenden auf das Konto 24 57 699, BLZ 600 501 01, Landesbank Baden-Württemberg, der Denkmalstiftung Baden-Württemberg mit dem Stichwort „Mausoleum Waibstadt“ gebeten.