Stuttgart/Hechingen – Als eine der ersten Synagogen im Land ist die Hechinger Synagoge 1986 als Erinnerungs- und Begegnungsstätte wiedereröffnet worden. In der Reichspogromnacht 1938 hatte sie das Schicksal zahlreicher weiterer jüdischer Gotteshäuser geteilt und war verwüstet worden. Nur weil das Gebäude im verwinkelten Teil der Altstadt hinter der Stiftskirche steht, wurde es nicht abgebrannt. Dass an eine Instandsetzung überhaupt zu denken war, lag am unermüdlichen Einsatz des Vereins Initiative Hechinger Synagoge e.V. Jetzt ernennt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg die ehemalige Synagoge von Hechingen zum Denkmal des Monats Juni.

1979 war es dem Verein gelungen, das Gebäude in der Goldschmiedstraße aus der Konkursmasse einer Firma heraus zu erwerben. Zuvor war es unter anderem als Holz- und Baustofflager genutzt worden. Eigentlich hätte es abgerissen werden sollen, um Parkfläche zu schaffen – dass es sich dabei um die Alte Synagoge Hechingens handelte, war bis dahin allgemein in Vergessenheit geraten.

Anfang der 1980er-Jahre hat der Verein die Hechinger Synagoge dann wieder instandgesetzt. Bis zur Wiedereröffnung im November 1986 wurden dafür 1,3 Millionen Mark aufgebracht – größtenteils vom Land, zu einem kleineren Teil auch von der Stadt Hechingen. Allein 300.000 Mark hatten Privatleute und Firmen gespendet. Ziel war es gewesen, das 1767 entstandene Gotteshaus mit seinem charakteristischen Walmdach und der klassizistischen Fassade weitgehend in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen – inklusive der aufwändigen Wand- und Deckenbemalung mit den zwölf Sternfeldern für die Stämme Israels und der Frauenempore.

„Dem Verein mit seinen mehr als 130 Mitgliedern ist es darüber hinaus gelungen, mit Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Art die ehemalige Synagoge zu einem kulturellen Mittelpunkt in der Region zu machen“, betont Peter Rothemund, Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Seit dem Festvortrag von Walter Jens zur Eröffnung ist eine vielfältige Reihe von an die 600 Veranstaltungen zusammengekommen.“

Die Denkmalstiftung hat den Verein Initiative Hechinger Synagoge vor zwei Jahren bei der Instandsetzung der Fassade mit 40.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale unterstützt. Eine Förderung durch das Landesdenkmalamt war damals nicht möglich – und mit Spenden allein wären die Renovierungen an Putz, Fensterrahmen und Türen nicht zu stemmen gewesen.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 55 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts allein im Jahr 2019 unterstützt. Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.500 Vorhaben gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen.

Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: Initiative Hechinger Synagoge e.V.