Stuttgart/Ulm – Der Absturz eines Fensters in der Christuskammer im Sommer 2021 machte den Handlungsbedarf offenkundig. Inzwischen sind 13 wertvolle Glasmalereien restauriert und gegen vergleichbare Schäden gesichert worden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt die Vorhängescheiben im Ulmer Münster zum Denkmal des Monats Februar.

Es war wohl der Überschallknall eines Düsenjägers, der dazu führte, dass eines der Bleiglasfenster in der Christuskammer des Ulmer Münsters zu Boden fiel und zerbrach. Denn bei den Scheiben handelt es sich nicht um fest eingebaute Fenster, sondern um eine Sammlung teils mittelalterlicher Überreste von aufwändig bemalten Gläsern, die früher im Münster verbaut waren.

Die ältesten Exemplare gehen auf das sogenannte Kutteltürfenster zurück, das im Jahr 1420 entstanden ist. Andere gehörten einst zum Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisfenster. Dieses war Teil eines zwischen 1878 und 1913 geschaffenen Zyklus, der im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde. Insgesamt 13 solcher Präsentationsscheiben werden im Ulmer Münster aufbewahrt. Sie hängen in der Christuskammer im Südturm vor einem großen Fenster mit unbemaltem Glas und sind bei Führungen zu besichtigen.

Nach dem Absturz einer dieser Scheiben wurden die übrigen abgenommen. Sie wurden gereinigt und in der Malschicht stabilisiert. In den meisten Fällen konnten die bisher angebrachten Deckgläser nach der Restauration entfernt werden, so dass sich die ursprünglichen Malfarben dem Betrachter heute wieder unverfälscht präsentieren. Im vergangenen Jahr kehrten sie an ihren angestammten Platz zurück. Statt wie früher an Ketten aufgehängt, sind die Präsentationsscheiben nun zwischen Metallschienen eingeklemmt, die ihrerseits im Mauerwerk verankert sind.

Ermöglicht hat dies auch ein Zuschuss in Höhe von 12.500 Euro, den die Denkmalstiftung Baden-Württemberg gewährt hatte. Weitere Beiträge lieferte eine Online-Spenden­kampagne, die der Münsterbauverein ins Leben gerufen hatte. Kombiniert mit Eigenmitteln des gemeinnützigen Vereins wurde ein Glasschatz gerettet und wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, der für die Stadt- und Landesgeschichte und für die Geschichte der Denkmalpflege in Württemberg von großer Bedeutung ist.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts im vergangenen Jahr unterstützt.

Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: Uli Regenscheit