Stuttgart/Villingen-Schwenningen – Mehrere Jahrzehnte stand der Gasthof Hirschen in Weigheim, dem östlichsten Teilort Villingen-Schwenningens, bereits leer. Jetzt belebt ihn ein gebürtiger Weigheimer wieder und will gleichzeitig mit seiner Familie in das Gebäude einziehen. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt den neuen Eigentümer mit einem Zuschuss von 20.000 Euro für Reparatur und Umbau der Fenster.

„Der Hirschen stand einst im Zentrum des sozialen und kulturellen Lebens von Weigheim“, erinnert Dr. Stefan Köhler, Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Dass das denkmalgeschützte Ensemble jetzt behutsam instandgesetzt und restauriert wird, rettet nicht nur das Gebäude, sondern auch ein Stück Weigheimer Kultur vor dem weiteren Verfall.“

Während die Wirtschaft bereits in den 1980er-Jahren stillgelegt wurde, blieb der Wohnteil noch bis vor wenigen Jahren genutzt. Entsprechend gut erhalten und verschont geblieben sind die originale Substanz des Gebäudes und seine Ausstattung. Dazu zählen etwa eine Bühne samt Theaterkulissen im Saalanbau ebenso wie bauzeitliche Wandverkleidungen mit Schablonenmalereien im Hauptgebäude.

Deutlich sichtbar ist, dass bei der Gestaltung des Dorfgasthofs 1911 auf die damals ebenso moderne wie heimatverbundene Reformarchitektur zurückgegriffen wurde. Davon zeugen beispielsweise die Holzschindeln in den Giebelfeldern und die dekorative Ausgestaltung des Dachüberstandes. Auch die noch durchweg im Original erhaltenen Fenster mit ihren zahlreichen Sprossen zählen dazu.

Um das Gebäude fit zu machen für die künftige Nutzung, müssen genau diese Fenster teilweise repariert, vor allem aber energetisch und lärmschutztechnisch ertüchtigt werden. Dazu sollen 21 der 24 Fenster zu Kastenfenstern umgebaut werden, also eine zusätzliche innere Scheibe erhalten. In den oberen beiden Stockwerken will später die Eigentümerfamilie wohnen, während die Gasträume im Erdgeschoss und der rückwärtige Saal wieder dem Publikum offenstehen sollen.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 51 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts allein im vergangenen Jahr unterstützt.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie annähernd 1.700 Vorhaben mit über 67 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: Kevin Kunz, Villingen-Schwenningen