Stuttgart/Binau – Hoch über dem Neckar bei den heutigen Gemeinden Obrigheim und Binau thronte schon um das Jahr 1100 eine Burg namens Tahenstein. Die Ruine, die sich heute dort befindet und unter dem Namen Dauchstein bekannt ist, geht allerdings überwiegend auf eine später dort errichtete zweite Anlage zurück. Sie wurde überwiegend im 14. Jahrhundert als mittelalterliche Mautstation für Schiffe auf dem Fluss errichtet und immer wieder erweitert.
Erhalten geblieben sind von der einstigen Zollburg nur wenige Mauerreste – und ein Wohnturm, dessen Bauzeit auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert wird. Der quadratische Turm mit einer Grundfläche von 6 auf 6 Metern weist einige bauzeitliche Besonderheiten auf. Dazu zählen ein innenliegender Abort mit einer Abflussröhre nach außen und ein Treppengang an der Außenseite als einzige Zugangsmöglichkeit. Noch im 17. Jahrhundert diente das Untergeschoss des Turms zudem als Gefängnis.
Beinahe wäre in den 1960er-Jahren auch dieser Turm wegen Baufälligkeit dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Sein Erhalt gelang damals aufgrund einer engagierten Zusammenarbeit des Landesdenkmalamts mit Studierenden der Universität Heidelberg, einem örtlichen Experten für Trockenmauerwerk und der Gemeinde Binau. Zu den Sicherungsmaßnahmen seinerzeit gehörte auch der Bau eines hölzernen Dachgeschosses mit aufsitzendem Spitzdach. Der Turm wird von den aktuellen Besitzern der Burg Dauchstein als Wohnturm privat genutzt. Wegen ihrer Lage direkt am Wanderweg R1 locken Ruine und Turm jedoch auch zahlreiche Touristen an. Die Eigentümer bieten nach Voranmeldung sowie am Tag des offenen Denkmals regelmäßig Führungen für Interessierte an.
Allerdings wies die Eindeckung des Turms nach sechs Jahrzehnten erhebliche Mängel auf. Ohne eine erneute Sanierung bestand die Gefahr irreversibler Schäden an dem heimatgeschichtlich besonders bedeutenden Bauwerk durch eindringende Feuchtigkeit. Auch die Holzfassade war in schlechtem Zustand. Durch zahlreiche Spechtlöcher war das Tragwerk des Daches ebenfalls bereits in Mitleidenschaft gezogen. Wegen der topografischen Lage und der Höhe des Turms von 25 Metern erwies sich allerdings schon die Gerüststellung als technisch komplexe und somit kostspielige Angelegenheit. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützte die Sanierungsarbeiten daher mit einem Zuschuss in Höhe von 35.000 Euro. So war es möglich, neben einer neuen Eindeckung des Wohnturms mit Biberschwanzziegeln auch Ausbesserungen an den Turmmauern und eine Zustandsprüfung der Fugen im Mauerwerk vorzunehmen.
Durch die mittlerweile abgeschlossenen Maßnahmen konnte der einstige Sitz des Ortsadels und das Zeugnis des historischen Zollwesens an Wasserstraßen vor dem Verfall bewahrt werden. Die 70 Quadratmeter mittelalterliches Ambiente, verteilt auf vier Etagen, stehen somit historisch interessierten Besucherinnen und Besuchern weiterhin zur Verfügung und bilden eine willkommene Anlaufstation für viele Wanderer.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts im vergangenen Jahr unterstützt.
Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: A. Rüping, Binau