Stuttgart/Bönnigheim – Noch schiefer soll er jetzt nicht mehr werden können: Der Köllesturm, Wahrzeichen der Stadt Bönnigheim, ist in neunmonatiger Bauzeit stabilisiert und runderneuert worden. Damit soll auch die weitere Schiefneigung des früheren Stadttores gestoppt sein. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt den Turm nun zum Denkmal des Monats Juli.

63 Zentimeter Neigung nach Westen wollen Spezialisten zuletzt gemessen haben, und dabei soll es jetzt auch bleiben. In aufwändiger Kleinarbeit haben Steinmetze das Mauerwerk des Turms instandgesetzt und gefestigt. Löcher und Risse wurden dabei verfüllt, gerissene Steine verfestigt und Fugen erneuert. Spezielle Sicherungsanker sollen zudem das fast 740 Jahre alte Mauerwerk zusammenhalten.

Der Köllesturm, benannt nach einem früheren Turmwächter, war einst eines von zwei Toren in der Bönnigheimer Stadtmauer. Gebaut wurde es in den Jahren 1284 bis 1286. Für den lehmigen Untergrund war das nur 1,40 Meter tiefe Fundament allerdings zu schwach bemessen: Über die Jahre hatte sich das Bauwerk immer weiter zur Seite geneigt. Die Stabilisierung in sich selbst sehen Statiker als ausreichend an, um die Seitwärtsbewegung aufzuhalten.

Als Kulturdenkmal ist das Tor nicht nur heimatgeschichtlich, sondern auch bauwissenschaftlich von Interesse. In der ansonsten reichlich mit denkmalgeschützten Gebäuden durchzogenen Stadt ist der Köllesturm eines der wenigen Relikte der mittelalterlichen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert. Nach seiner ausgiebigen Sanierung erstrahlt er jetzt ringsum in neuem Glanz: Auch das Fachwerk mitsamt seiner Füllungen und die Spitzbogendurchfahrt sind umfassend saniert worden.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 11 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie annähernd 1.600 Vorhaben mit rund 63 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: J. Lais, Stadt Bönnigheim