Stuttgart/Münstertal – Eine Datierung in einem Fenstersturz belegt, dass der in typischer Schwarzwälder Zimmermannstechnik errichtete Hof in Münstertal aus dem Jahr 1716 stammt. Damit dieses bauhistorische Dokument erhalten werden kann, unterstützt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg Zimmerer- und Maurerarbeiten, die im Zuge einer umfassenden Sanierung notwendig sind, mit 40.000 Euro.
Die Geschichte des Hofs am Rand des Teilortes Untermünstertal hat zahlreiche Wendungen erfahren. Trotzdem sind die baugeschichtlich wesentlichen Elemente aus seiner Entstehungszeit in weiten Teilen erhalten geblieben. Sie reichen von der typischen Tragwerkkonstruktion in Ständer-Bohlen-Bauweise und den historischen Fensterproportionen im Wohnteil bis zum großflächigen und seitlich tief herabgezogenen mehrfach gewalmten Dachs in stehender Konstruktion, wie es für Münstertäler Eindachhäuser charakteristisch ist.
Der Erhaltungszustand weist allerdings etliche kritische Befunde auf. So ist die Standfestigkeit eines Bruchsteinmauerwerks ebenso gefährdet wie das Dachtragwerk, in dem es schadhafte und zusätzlich statisch überlastete Bereiche gibt. „Die Absicht der Eigentümerfamilie, im Dachgeschoss und in einem Teil des früheren Ökonomiebereichs Wohnraum für die Familie der Tochter zu schaffen, bietet nun die Chance, den baugeschichtlich bedeutenden Bestand in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde langfristig zu erhalten“, erläutert Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg.
Die Verwendung eines großen Gebäudeanteils zu Wohnzwecken kommt der ursprünglichen historischen Nutzung durchaus nahe. Zwar verfügte der Hof über Stallungen und einen Heubergeraum. Als Teil eines Ensembles mit dem benachbarten Hof diente er aber auch als Unterkunft für die Knechte und Mägde und später auch als Herberge für Durchreisende. Das belegen Dokumente, die bei einer vorangegangenen Teilsanierung aufgefunden wurden. Die Mönche des Benediktinerklosters St. Trudpert mussten die beiden Höfe wegen ihrer hohen Schuldenlast bereits drei Jahre nach dem Bau an Privatpersonen veräußern.
Seit einigen Jahren gibt es dort sogar wieder eine Nebenerwerbslandwirtschaft. Eine Ziegenherde hält die zum Hof gehörigen Wiesen und Weiden offen und auch ein Gemüsegarten wird bewirtschaftet. „Das Konzept des Mehrgenerationenwohnens ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich Denkmalschutz und aktuelle Nutzungsbedürfnisse miteinander verbinden lassen“, so Dr. Stefan Köhler. Der Zuschuss der Denkmalstiftung Baden-Württemberg solle auch das große Engagement der Eigentümerfamilie würdigen, das mit der Sanierung einhergehe.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Johanna Seywald, Münstertal