Hermann Alker (1885–1967)

Hermann Alker war dem Nationalsozialismus gegenüber nicht abgeneigt, er erhoffte sich vom neuen Regime Ruhm und große Aufträge. Als Parteimitglied und Erbauer der Heidelberger „Thingstätte“ wurde er 1937 Stadtbaumeister in München und damit Hitlers Architekt für die „Hauptstadt der Bewegung“. Er schlug erst einmal vor, den Hauptbahnhof unter die Erde zu legen, um so wertvolle Flächen für Prachtstraßen in der Innenstadt zu gewinnen, hauptsächlich für Aufmärsche. Dafür hätte allerdings viel historische Architektur fallen müssen, unter anderem Münchens erste protestantische Kirche. Massiver Protest regte sich. Hitler zog Alker zurück.

Alker war Schüler der Karlsruher TH, vor allem von Friedrich Ostendorf (1871–1915). Der folgte dem strengen badischen Klassizismus eines Friedrich Weinbrenner und dachte Stadtentwicklung in großen Schüben. Alker fühlte sich Ostendorf, der mit 44 Jahren im Ersten Weltkrieg fiel, äußerst verpflichtet und versuchte, den Lehrer zu vollenden, etwa bei den Wohnblöcken und Geschäftshäusern (1930)
in der Nähe des Hauptbahnhofs, am Rand der Karlsruher Kernstadt. Sie unterscheiden sich kaum von den Wohngebilden seines TH-Kollegen Hermann Billing (1867–1946).

Alker sollte dessen Bedeutung und Gestaltungsvielfalt für Karlsruhe, wo er an der TH 1939 Professor wurde, allerdings nie erreichen. Seine wichtigsten Werke entstanden in der Zeit vor dem Dritten Reich, etwa das Radiumsolbad in Heidelberg (1924), das Universitätsstadion in Freiburg (1928), das Karlsruher Hochschulstadion (1927-30/34) mit einem gestalterisch vorausweisenden Flugdach oder
die streng neusachliche Matthäuskirche (1926/27), ebenfalls in Karlsruhe. Alker baute auch die Theater zu Zittau (1935). Das von ihm entworfene Theater in Zwickau (1936–39) kam kriegsbedingt nicht zur Ausführung.

(Denkmalstimme_1_2021)

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