Hans Daiber (1880–1969)

Er kam in Stuttgart zur Welt, absolvierte das Eberhard- Ludwigs-Gymnasium und entschloss sich zum Architekturstudium an der TH – bei Theodor Fischer. Nach Paul Bonatz und Martin Elsaesser gehört er zu dessen wichtigsten Schülern. Und Fischer holte Daiber 1910 als verantwortlichen Bauleiter für sein Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz (1913 eingeweiht). Das Engagement des jungen Regierungsbaumeisters hierfür war so trefflich, dass König Wilhelm II., Initiator und Mäzen dieses Bauwerks, ihm den Friedrichsorden verlieh.

1924 wird Daiber mit der Planung und Durchführung für die Neubauten der Universität Tübingen beauftragt, von nun an sein Lebenswerk mit ersten Erweiterungen 1927. Damals war übrigens Daibers jüngerer und „modernerer“ Bruder Alfred (1886–1960) in Stuttgart tätig (Raitelsbergsiedlung 1926–1928, Brenzkirche am Weißenhof 1932/33). Höhepunkt von Hans Daibers stilistischer Entwicklung ist die nach mehreren Finanzklemmen erst 1935 eingeweihte Chirurgische Klinik, ein gekonnt gegliederter Komplex, den ein schmaler Turm inmitten unterbricht. Entfernt sind Ähnlichkeiten zu Karl Beers 1927 entstandenem Friedrich-Ebert-Hof auf dem Stuttgarter Weißenhof erkennbar, eine Ikone der „traditionellen Moderne“.

Hans Daibers Hauptwerk bleiben Umbau und Erweiterung der von Gottlob Georg Barth 1841 gebauten Tübinger Neuen Aula in der Wilhelmstraße. Hier erweist sich der Fischer-Schüler in Vollendung: heimischer Naturstein im Äußeren und reichlich Kunst am und im Bau mit schon von Theodor Fischer bevorzugten Künstlern. Daiber arbeitete von 1928 bis 1931 daran und bot seiner von der Neuen Sachlichkeit geprägten Architekten-Generation ein Musterbeispiel respektvoll angepasster Bauweise an eine klassizistische Vorform.

(Denkmalstimme_4_2016)

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