Carl Alexander von Heideloff (1789–1865)
Erbauer eines Märchenschlosses
Victor Wilhelm Peter Heideloff , der Vater unseres Architekten, wurde 1771 an Stuttgarts Hoher Carlsschule aufgenommen, wo er auf Mitschüler wie Dannecker und Schiller traf. Die berühmte Skizze, die Schillers Lesung aus seinen „Räubern“ im Bopserwald an einem Maiensonntag des Jahres 1778 zeigt, stammt von ihm. Der Sohn dieses Schillerfreundes, Carl Alexander (von) Heideloff, kommt 1789 in Stuttgart zur Welt. Als Schüler von Carlsschule-Absolventen wie Seele und Thouret ist er sozusagen ein Originalprodukt des württembergischen Klassizismus.
Anfangs muss Heideloff seinem halb erblindeten Vater bei der Hoftheatermalerei assistieren. Dann aber wird er Romantiker, entdeckt die gotische und romanische Architektur, mithin besonders das „Altdeutsche“.
Nach einem Architekturauftrag vom Herzog Sachsen-Coburgs 1816 verschafft er sich 1822 als Konservator zur Betreuung der städtischen Kunstdenkmäler und Lehrer an der polytechnischen Schule in Nürnberg einen Brotberuf (bis 1854). Sein architektonisches Credo ist das der „stilgerechten Wiederherstellung“, wobei er sich im Fränkischen hauptsächlich als Architektur-Restaurator auszeichnet: er wirkt in den Nürnberger Kirchen und am Dürerhaus und von 1828 bis 1837 am Bamberger Dom.
Im heimatlichen Württemberg stattet er das Heilig-Kreuz-Münster in Rottweil sowie die Stuttgarter Stiftskirche neogotisch aus. Heideloffs berühmteste Arbeit aber ist Schloss Lichtenstein, oberhalb von Honau auf eine schwindelerregende Felsnadel gesetzt.
Recht einmalig die Genese jenes Bauwerks: es ist das Schloss zum Buch, die steinerne Fassung von Wilhelm Hauffs historisierendem Roman „Lichtenstein“. 1837 hatte Wilhelm Graf von Württemberg, späterer Herzog von Urach, ein kleines pittoreskes Forsthaus auf dem Fels erworben und Heideloff dafür gewonnen, ihm dort eine Ritterburg zu erschaffen. Daraus wurde bis 1842 ein neogotisches Fantasiekonstrukt mit Rittersaal, Zugbrücke, Waffenhalle und Königszimmer, überragt von einem Zinnenturm – Württembergs Neuschwanstein!
Über der Regotisierung des Ritterkapellen-Chors im mainfränkischen Haßfurt stirbt Heideloff 1865.
Dort steht auf dem Friedhof sein – notwendig – (neo-)gotisches Grabmal mit Büste.
(Denkmalstimme_4_2017)