Frank Gehry (1929)

Designer tanzender Bauten

Das schönste Wort über ihn ist das von den „tanzenden Häusern“, die er erfunden hat, um 1996 in Prag eine lange schwärende Bombenlücke aus dem Zweiten Weltkrieg zu füllen, wobei er sich das schwebende amerikanische (Film)- Tanzpaar Ginger Rogers und Fred Astaire zum Vorbild nahm: Frank Owen Gehry, eigentlich Ephraim Goldberg, Sohn jüdischer Einwanderer aus Polen, wurde 1929 in Toronto geboren, empfing seine Prägungen aber wesentlich in Kalifornien, wo er seit 1947 lebt und in Los Angeles ein eigenes Architekturbüro betreibt.

Aus konventionell starren, akademischen Anfängen entwickelte er sich nach einem Parisaufenthalt (1961) mehr und mehr zum Architekturdesigner und so um 1970 fingen seine Häuser langsam an, sich zu bewegen. Gehry gilt als Erfinder und Meister des Dekonstruktivismus. Provozierend, ja „unmöglich“ waren oft seine Materialien: Wellblech, Drahtgitter, Holzplatten. Wie mutig, dass man ausgerechnet „so einen“ bei den Vitra-Möbelwerken in Weil am Rhein mit dem Bau eines Stuhlmuseums betraute. Es heißt, Rolf Fehlbaum, der Möbelwerkbesitzer, und Gehry, der ja auch ein herausragender Möbeldesigner auf den Spuren seines Landsmanns Charles Ray Eames war und viel für Vitra entwarf, die beiden nun hätten versucht, einen Stuhl miteinander zu entwerfen.

Herausgekommen ist dann das Vitra-Museum, ein „wirbelnder Mix aus Kuben, Rampen, Keilen und Schrägen“, wie es in einer „Premierenkritik“ heißt. 1989 fertiggeworden, wurde Vitra Gehrys erstes Bauwerk in Europa und sozusagen das Anfangsstück seiner großartigen Gebäudegalerie in der Alten Welt: Das Guggenheim-Museum in Bilbao (1991–1997), der unverkennbar schräge Gehry-Tower in Hannover (2000/01) oder die auf- und aneinandergestapelten Rund-Hochhäuser im Düsseldorfer Medienhafen (1997–1999) – und eben „Ginger und Fred“.

Gehry hat übrigens im „Vitra-Jahr“ 1989 auch den Pritzker-Preis bekommen, den „Nobelpreis“ für Architektur. Und viele, viele Preise folgten. Er bekennt by the way, dass die Umsetzung seiner Kreationen ohne Computersimulation undenkbar gewesen sei.

(Denkmalstimme 1_2011)

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