Hugo Häring (1882-1958)

Organisches Bauen

Hugo Häring, 1882 als Sohn eines Schreinermeisters in Biberach/Riß geboren, legte 1903 an der TH Stuttgart sein Architektur-Staatsexamen bei Theodor Fischer ab, dessen konsequenter Schüler er bis zuletzt war. Denn Fischers Grundüberzeugung, das Bauen müsse aus seiner Umgebung und historischen Substanz heraus wachsen, hat er zeitlebens verfolgt. Allerdings, Häring war, und man kann es nur zutiefst bedauern, viel eher Theoretiker als Praktiker. Und seine wenigen exemplarischen Arbeiten entstanden auch meist noch im Norden Deutschlands -so seine berühmteste, das Gut Garkan bei Lübeck (1924/25). Ganz in der Nähe baut er kurz darauf die Räucherwarenfabrik im holsteinischen Neustadt [1925). An der Wohnsiedlung in Berlin-Siemensstadt (1929-1931) ist er ebenfalls beteiligt. Hierzulande erinnern vor allem seine beiden Biberacher Einfamilienhäuser an ihn, 1950 für Guido und Werner Schmitz entworfen. Eine lebendige, sensible Spätmoderne, die wenig Mitstreiter gefunden hat. Allenfalls an Hans Scharoun, mit dem Häring sich auch inhaltlich sehr verwandt fühlte, ließe sich dabei denken. Beide gehören zu den Protagonisten des „Organischen Bauens”: Bei Häring ist das Haus ein „Organ seiner Bewohner”, ja, “ein Organ des Wohnens”.
Hugo Häring ist 1958 in Göppingen gestorben. Elf Jahre später hatte der Bund Deutscher Architekten (BOA) Baden­Württemberg den honorigen Einfall, einen Preis nach dem großen oberschwäbischen Theoretiker auszuloben. Diese zweistufige Anerkennung zeichnet in der ersten Phase „Gute Bauten” aus, die dann ein Jahr später auf Landesebene für den Hugo-Häring-Preis ausgewählt werden. Es können dabei mehrere Objekte preisgekrönt werden. Auch das Simplizissimus-Haus in Renchen, das wir in unserer Ausgabe IV/99 vorgestellt haben, wird im Zusammenhang mit dem Hugo-Häring-Preis genannt, den es in diesem Jahr wieder zu verleihen gilt. 1999 war Nominierungsjahr.

Unser Bild: Selbsportrait in Öl

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