Aberlin Jörg (1410-1492)
“der ehrsam weise”
Er war gewiss der wichtigste Architekt im Württemberg des 15. Jahrhunderts, dazu wohl auch der fleißigste und zugleich ingeniöseste.
Eigentlich „Hausarchitekt” von Graf Ulrich V., des Vielgeliebten”, arbeitete er bisweilen auch in Reichsstädten wie Heilbronn oder Rottweil. Aberlin Jörg (seltener auch Jerg, Gerg oder Georg), wohl der Sohn “des Schlußstein mit Jörg und von Wirtemseinem Wappenberg Meister” Hänslin Jörg, ist vermutlich um 1410 geboren. Als sein Hauptwerk gilt die Stuttgarter Stiftskirche, an deren Langhaus er, zuerst noch zusammen mit Vater Hänslin, von 1433 bis zum Lebensende im Jahr 1492 arbeitete. In Stuttgart baut er auch noch die beiden damaligen Vorstadtgotteshäuser, die St. Leonhardskirche sowie die Hospitalkirche (1473-1493). Jörg, bald schon ein wohlhabender Exponent der Stuttgarter Oberschicht und mit dem Prädikat „der ehrsam weise” versehen, bezog um 1455 das Hauflersche Haus am Marktplatz 5, residierte also in unmittelbarer Nähe seiner Stiftskirche. Meisterhaft sind seine Choreinwölbungen, etwa in der Heilbronner Kilianskirche (1485-1487), der Schwäbisch Gmünder Heilig-Kreuz-Kirche (1490 begonnen), der Aidlinger Pfarr- (1470) und der Balinger Stadtkirche (1443 begonnen). Die Netzrippen im Chor von Markgroningens mächtiger St. Bartholomäuskirche hat er 1472 geschaffen und sich dabei in einem Schluss-Stein verewigt: Ein Engel – mit Zügen des Meisters? – hält sein „Sternenwappen” (unser Bild). Andere wichtige Arbeiten Jörgs sind die Alexanderkirche in Marbach, sein frühes Gesamtkunstwerk – 1450 Chor, 1463 Langhaus und 1481 Turm. Die Cannstatter Stadtkirche (1471-1506) hat er noch begonnen. Weit über Württemberg hinaus machte Aberlin Jörg die Turmgestaltung der Rottweiler Kapellenkirche bekannt: Durch den Aufsatz der achteckigen Obergeschosse (ab 1473). seine Idee, geriet der Kapellenturm zu einem der bedeutendsten Kirchtürme Deutschlands.