Christian Friedrich Leins (1814–1892)

Liebling der Götter

Er ist wohl der bedeutendste württembergische Architekt des 19. Jahrhunderts, vor allem im Kirchenbau. Eine seltene Mischung von Fleiß, Vielseitigkeit und Eleganz macht ihn aus. Sein Kollege am Stuttgarter Polytechnikum, der Bauhistoriker Wilhelm Lübke, rühmt etwa Leins’ Villa Berg (1845–1853) als „Einziges unter den modernen deutschen Schlossgebäuden, welches neben Sempers Arbeiten als geistvolle und originelle Neuschöpfung im Sinne der besten Renaissance genannt werden darf”.

Im „Thieme-Becker”, der großen Künstler- Sammelbiografie, gilt Leins als ein „in allen Stilarten bewanderter Eklektizist”. So interessant und vielseitig wie sein Architekturspektrum – von der Neogotik bis zum Schweizer Landhausimitat – ist auch sein Werdegang.

Die Baumeisterausbildung absolviert der Sohn im Wesentlichen bei Vertretern des württembergischen Klassizismus und beim Wilhelma-Erbauer Karl Ludwig Wilhelm Zanth, der ihn 1837 nach Paris vermittelt, wo nach Wintterlin „fast alle württembergischen Künstler ihre weitere Ausbildung gesucht hatten”. 1840 zieht es ihn wieder nach Stuttgart, wo er ab 1858 auch als wirkungsreicher und äußerst beliebter Lehrer am Polytechnikum wirkt.

Während im kriegszerstörten Stuttgart die Bombenschäden an klassizistischer und historistischer Architektur meist willkommenen Anlass zum Abriss boten, standen seine Arbeiten trotz ihrer Zerstörungen nie zur Disposition, weder die Villa Berg, noch die Johanneskirche am Feuersee (1876) mit ihrem abgegangenen Turmhelm und auch nicht der Königsbau (1855–1859). Noch einmal August Wintterlin über diesen „lustigen, kleinen Baumeister”, als der er galt und dessen außergewöhnliche Beliebtheit in den Gesellschaftskreisen der Residenzstadt Stuttgart auch auf seiner Gabe der freien humoristischen Rede beruht haben soll: „Einen Liebling vieler Götter und Menschen würden ihn die Griechen genannt haben.”

(Denkmalstimme_2_2006)

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