Max Littmann (1862–1931)
Mehr als das Hofbräuhaus
Er war um 1900 der wohl berühmteste Baumeister in Deutschland und der Architekt des aufstrebenden Bürgertums in den mehr als 40 Friedensjahren zwischen 1871 und 1914, in deren zweiter Hälfte, von 1891 an, Littmann zu Repräsentation und Vergnügen des Bürgertums baut. Er prägt das München der Jahrhundertwende, Hauptwirkungsort unseres Baumeisters.
Sein bekanntestes Gebäude dort, das Hofbräuhaus am Platzl (1896/97). Er baut mächtige Geschäftshäuser und Banken, prächtige Kulissen einer wohlhabenden Bürgerlichkeit. Aber sein „Hauptfach“ blieb der Theaterbau. Allein in München: Prinzregententheater, Kammerspiele, Künstlertheater und außerhalb Spielstätten von Rang wie das Schiller-Theater in Berlin, das „Deutsche Nationaltheater“ in Weimar. Und natürlich das Große und Kleine Haus der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart (1908–1912). Das Große Haus, die Staatsoper, ist noch immer eines der markantesten Stadtzeichen. Spätester Klassizismus, Littmanns Personalstil. Welch eindrucksvoller Abschluss des Klassizismus in Stuttgart, dem Haupt- und Staatsstil der württembergischen Residenz im 19. Jahrhundert!
Littmann ist 1862 geboren, im selben Jahr wie Theodor Fischer – beider Wege kreuzen sich ja in Stuttgart und München. Im Gegensatz zu Fischer ist Littmann damals weit weniger „modern“, er hält nicht wie Fischer kunstvolle Balance zwischen vorher und jetzt. Littmann ist weniger ein Mann des Zusammenhangs als vielmehr ein Meister des repräsentativen Solitärs, eher also ein Vorläufer der „Moderne“ nach 1960.
Bei Chemnitz geboren, studiert er dort und später in Dresden, unternimmt 1888 die damals obligaten Architekturreisen nach Italien und Paris, bis er 1891 München zu „erobern“ beginnt.
Nach dem Ersten Weltkrieg bleibt Littmann bei seinem Faible für bürgerliche Repräsentationsbauten: Theater, Kuranlagen, Bankgebäude, wie gehabt. Das durch glückliche Umstände delikat restaurierte Stuttgarter Opernhaus ist übrigens das einzige Zeugnis von Stuttgarts „belle epoque“.
(Denkmalstimme 3_2011)