Raimund Jeblinger (1853–1937)
Meister des Historismus
Über sein Leben wissen wir wenig, umso mehr aber über seinen enormen Schaffenseifer. Sein Werkverzeichnis umfasst um die 400 Orte, für die er gebaut oder wenigstens geplant, ergänzt und entworfen hat, am häufigsten in seinem hauptsächlichen Wirkungsort, dem oberösterreichischen Linz, in dessen Nähe er 1853 geboren wurde.
Dorthin kehrte er nach seinem Architekturstudium in Karlsruhe und Graz als Bauführer in die Dombauhütte zurück. In Linz ist Jeblinger mit einer Fülle von Bauwerken vertreten, meist Bürgerhäuser und Villen, aber auch schon Kirchen. Denn eigentlich war er Kirchenbauer. So wurde er 1901 Leiter des Erzbischöflichen Bauamts in Freiburg und bald darauf Dombaumeister. Er baut hier noch vor dem Ersten Weltkrieg an die 20 historistische Kirchen – neuromanisch, neugotisch oder neubarock, etwa in Schönau, Forchheim, Kollnau, Lahr, Singen und Rheinfelden. In Villingen und Überlingen restauriert er das jeweilige Münster.
Sein Hauptwerk für die Erzdiözese Freiburg aber war das „Regierungsgebäude des Metropoliten der Oberrheinischen Kirchenprovinz“, so die ursprüngliche Bezeichnung für das „Erzbischöfliche Ordinariat“ in der Herrenstraße nahe beim Münster. Zwischen 1903 und 1906 entstanden, ist es nach der Freiburger Denkmalpflegerin Dagmar Zimdars „eines der herausragendsten Beispiele dieser Stilstufe in Baden und ein Hauptwerk des Architekten Jeblinger.“ Diese Stilstufe ist spätester Historismus in Form von Jeblingers Präferenz für die Neoromanik, deutlich durchwoben allerdings vom Jugendstil, wie sie im Inneren überwältigend zum Vorschein kommt. Das Gehäuse selber hat eine Sandsteinfassade, die mit dezenten Flachreliefs geradezu tätowiert ist. Eine 1924 ist Jeblingers Freiburger Amt beendet. 1937 stirbt er in St. Peter bei Linz, hoch angesehen als bedeutender Meister des Historismus.
(Denkmalstimme_1_2014)