Bernhard Pankok (1872–1943)

Der Allround-Könner

Er gehört zur Spezies der „Künstlerarchitekten“, wie etwa Henry van de Velde, Peter Behrens oder Richard Riemerschmid – alle erst Maler und dann Architekten. Pankok blieb zeitlebens Architekt und Maler, dabei aber auch stets Entwerfer. Er wird 1872 im westfälischen Münster geboren. Der Vater ist Stuhlschreiner, die Mutter verliert er mit sieben. Von 1889 bis 1892 studiert er in Düsseldorf und Berlin Malerei, beginnt zu München ein „freies Studium“ und unterhält, erst zwanzig, gleichzeitig ein eigenes Atelier. 1897 zeigt er im Münchener Glaspalast eigene Möbel, die ihm 1901 den Ruf nach Stuttgart an die neugegründete „Königliche Lehr- und Versuchswerkstätte“ einbringen. Der Tübinger Kunstprofessor Konrad Lange (1855–1921), bis 1907 Direktor der Stuttgarter Staatsgalerie, traut ihm aufgrund dieser Möbel auch eine Villa zu. Pankok baut sie 1900 in Tübingen, animiert, „etwas zu machen, was man nicht gelernt hat“. Die Villa hinter der Universität in der Mörikestraße 1 ist gewiss das originellste Tübinger Wohnhaus aus der Zeit um 1900, ein „Allkunstwerk“ (Pankok) mit historischen Rückgriffen in die Gründerzeit und Vorgriffen auf den Art déco.

Überraschend nach dieser geradezu theatralischen Collage dann das Ateliergebäude von 1905/06 in Stuttgarts Stafflenbergstraße. Ein neusachlicher Putzbau mit gläsernen Atelierzeltdächern und eigentlich schon hypermodern. Kriegsschäden gaben dann Anlass zum Abriss. Sein bekanntestes Werk bis heute ist die Stuttgarter Kunstakademie oben auf dem Weißenhof (der „Altbau“). 1912 war dieses imposante Werk vollendet, „seine“ Akademie im Übrigen, deren Leitung er 1913 übernehmen sollte. Zu den weiteren Arbeiten im Land gehören 1909/10 die Innenausstattung zweier Bodenseedampfer und 1911–1919 die Gestaltung von Zeppelin-Fahrgastkabinen in Friedrichshafen.

Gestorben ist Pankok 1943 in der Nähe seiner Wahlheimat München.

(Denkmalstimme 4_2012)

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