Giovanni Battista Salucci (1769–1845)
Er stammt aus einem gebildeten Elternhaus in Florenz. 1769 geboren, gehört er zur unausweichlich von der Französischen Revolution geprägten Generation. Gegen ein Studium der Schönen Künste interveniert ein Onkel Saluccis. Der war Kapuzinermönch. Gleichwohl wendet sich der Neffe zur Architektur und gerät in den Bann seines gerade wieder entdeckten Landsmanns Andrea Palladio, seinerseits Wiederentdecker antiker Architektur.
Als Anhänger der Französischen Revolution und wegen einer Verschwörung gegen die Habsburger, verurteilt man Salucci 1798 zum Tode. Er flieht nach Frankreich, wird Pionier in der Revolutionsarmee und folgt Napoleon bis nach Russland und 1815 auch bis Waterloo. Dort gerät er in englische Gefangenschaft, entkommt in die französische Schweiz, baut ein Palais für den Genfer Bankier Eynard – und der vermittelt ihn ans württembergische Königshaus. Der trocken-pragmatische Wilhelm I. ist – überraschend – angetan von dem italienisch-französisch inspirierten Architekten. Salucci wird 1818 Nachfolger des Nicolaus Friedrich von Thouret, Hofbaumeister Friedrichs I., und bleibt es über 20 Jahre. Von seinen Stuttgarter Werken sind einige klassizistische „Klassiker“ übriggeblieben: das Wilhelmspalais etwa, gerade im Umbau fürs Stadtmuseum, und das kulturell genutzte Schloss Rosenstein. Es entspricht am ehesten Saluccis Architekturauffassung von der „noblen Einfachheit“.
Seine berühmteste Arbeit ist die Grabkapelle auf dem Württemberg oberhalb der Weinbaugemeinde Rotenberg für Katharina, Zarentochter und Königin von Württemberg, die 1819 mit erst 31 gestorben war. Diese Kapelle ist ganz seinem Vorbild Palladio und dessen Villa Rotonda von 1550 bei Vicenza geschuldet. Saluccis Heslacher Benckendorff-Mausoleum im Süden der Landeshauptstadt gilt als Rotenberg-Miniatur. Wir haben kein Bild unseres Baumeisters, ungewöhnlich für einen Künstler seiner Tage.
Das habsburgische Todesurteil? Die Angst, sein Konterfei gelange auf einen Steckbrief? Gestorben ist Salucci 1845 in Florenz. Sein schlichter rechteckiger Grabstein dort gilt als eines der ganz wenigen biografischen Zeugnisse, das wir von ihm besitzen.
(Denkmalstimme_3_2016)