Heinrich Schickhardt (1558-1634)

Ein Bau-Genie

Es herrscht derzeit eine Renaissance um den großen württembergischen Renaissancebaumeister, den Herrenberger Heinrich Schickhardt (1558-1634), auch „schwäbischer Leo­nardo” genannt. Schickhardt war ein Universalist, der den Architekten mit dem Bauingenieur vereinigte, den Ästheten und Stilisten mit dem Erfinder und Praktiker. Als Zwanzigjähriger war er bereits Gehilfe Georg Beers beim Bau des legendären, 1902 abgebrannten Stuttgarter Lusthauses, einst ein herausragendes Stück deutscher Renaissancearchitektur.
Seit 1590 für den württembergischen Hof tätig, dessen herzoglicher Baumeister er 1596 wurde, hatte Schickhardt Beer bis zu dessen Tod (1600) allmählich ersetzt. Kurz hintereinander (1598 und 1599/1600) bereiste er Italien, vor allem für Studienzwecke zum „Neuen Bau” in Stuttgart, einem seiner Hauptwerke (1599-1609), das 1757 abbrannte. Schickhardt war Hauptgestalter des ehemaligen Stuttgarter Schloßplatzes um das Alte Schloß. Er hat am Prinzenbau mitgewirkt (heute Justizministerium) und dem Fruchtkasten neben der Stiftskirche seinen stolzen Renaissancegiebel aufgesetzt. Andere Hauptwerke sind der Esslinger Rathausgiebel mit seinem Glockenspiel (1586-1589), die höchst originelle Gründungsidee für Freudenstadt (1599) auf einem hochvergrößerten Mühlbrettraster mit der Winkelkirche (1601-1618) als einer der Eckmarkierungen. Während Schickhardts Zeit als Hofbaumeister gab es im Herzogtum Württemberg kaum eine wichtige Baumaßnahme an Kirchen und Schlössern, an der Schickhardt nicht wenigstens beratend mitgewirkt hätte. Der Mann, der so viel Konstruktives für die Baukultur Württembergs geleistet hat, wurde das Opfer einer marodierenden kaiserlichen Soldateska, die ihn in seinem Heimatort Herrenberg heimsuchte, wo er 1635 an den Folgen einer Stichwunde starb.

Unser Bild: Diese Männerbüste vom ehemaligen Stuttgarter Lusthaus könnte die einzige überlieferte Portraitdarstellung des großen Baumeisters sein.

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