Karl Ludwig Wilhelm von Zanth (1796–1857)
Maurisch Bauen
In Breslau als Sohn eines Arztes geboren, verbringt er den Großteil seiner Jugend in Paris und gerät zwischenzeitlich nach Stuttgart, wo er Architektur studiert und dabei den kargen württembergischen Klassi zis – mus kennenlernt. Um 1825 wieder in Paris, trifft er auf den aus Köln stammenden Jakob Ignaz Hittorff (1792–1867), von 1818 bis 1848 Hofbaumeister der Bourbonen, mit dem er auf Studienreisen nach Sizilien auch den „maurischen“ Stil entdeckt. 1831 kommt Zanth nach Stuttgart zurück und beteiligt sich an den Entwürfen zur Staatsgalerie (Neckarstraße). Seine weltläufigen Ideen finden zwar Gefallen beim als amusisch geltenden württembergischen König Wilhelm I., doch am Ende setzt sich der „trockene“ Entwurf Gottlob Georg Barths durch – die Finanzen!
Kompensation bot sich reichlich mit der Wilhelma (1842–1864) am Cannstatter Neckarufer. Ursprünglich als Badhaus konzipiert, wurde am Ende eine „Schwäbische Alhambra“ daraus. Wilhelm, notorischer Pferdenarr, hatte sie lange als Zuchtareal für wertvolle Araber geheim zu halten gewusst. Nicht nur stilistisch, auch technisch und inhaltlich war Zanth auf der Höhe seiner Zeit. In Paris hatte er Glashäuser für öffentliche Wintergärten kennengelernt. Mit gusseisernen Gewächshaus-Konstruktionen als Grundelement für die Wilhelma verschaffte er der „Königlichen Eisengießerei Wasseralfingen“ eine Fülle Arbeit.
Sein Rastersystem war ingeniös: Gusseiserne Rahmen wurden durch – orientalisch wirkende – Hufeisenbögen ausgesteift. Solche standardisierten Muster konnten nun vor Ort in beliebiger Länge aneinander montiert werden. Statt Holz also Gusseisen – auch im Württembergischen wollte man mit den technischen Entwicklungen Englands und Frankreichs Schritt halten. Das steingemauerte Wilhelmatheater (1840), sozusagen das Entrée zu dieser Alhambra am Neckar, mit aufwendigen Sanierungsarbeiten Ende letzten Jahrhunderts gerettet, erinnert an Zanths klassizistisches Herkommen. Er stirbt hoch angesehen 1857 im Alter von erst 61 Jahren in Stuttgart.
(Denkmalstimme 3_2012)