– Kapitelsaal im ursprünglichen Zustand wieder hergestellt –

Das Kloster Inzigkofen wurde 1354 als Klause von Franziskanerinnen gegründet und 1394 in ein Augustinerchorfrauenstift umgewandelt. Im Jahre 1659, elf Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges, wurde Michael Beer, der Begründer der Vorarlberger Baumeisterschule, mit einem Neubau beauftragt. Es entstand ein dreiflügliges Gebäude im Übergangstil zwischen Renaissance und Barock. Zu Baubeginn soll nach der Chronik die Finanzierung noch nicht gesichert gewesen sein und die Nonnen selbst Hand angelegt haben, „wenn sie von keinem Weltlichen beobachtet wurden“.
Der Kapitelsaal, damals als Konventstube bezeichnet, entstand im Ostflügel. Er enthält als Schmuckstück einen großen Kachelofen aus dem späten 18. Jahrhundert. Der Raum wurde mit einer hölzernen Felderdecke ausgestattet, profilierte Deckleisten gliedern rechteckige Felder. Während die Fichtenbretter der Decke ohne Farbe und Verzierung blieben, finden sich auf dem Fries verschiedene aufgestempelte Ornamente. In der Raummitte ist auf dem Fries das Lamm Gottes dargestellt. Dies bezeichnet möglicherweise die Stelle, an der die Pröpstin ihren Platz hatte, wenn der Konvent versammelt war. Die Jahreszahl 1663 auf dem Fries erinnert an das Jahr der Fertigstellung des Gebäudes.
Seit diesem Sommer zeigt sich der Kapitelsaal wieder im ursprünglichen Zustand. Im Frühjahr 2008 wurde die Felderdecke im Zuge der Sanierungsmaßnahmen abgenommen, um die Statik wieder in Ordnung zu bringen. Dabei wurde sichtbar, dass mehrere Deckenbalken gebrochen waren und die Sanierung von höchster Dringlichkeit war. Die Felderdecke wurde von Farbe befreit, wieder eingebaut, am Fries kam die Verzierung zum Vorschein.
Die ehemalige Klosteranlage Inzigkofen wird seit 60 Jahren als Bildungsstätte durch das Volkshochschulheim genutzt; der Kapitelsaal ist der größte Kursraum. Beispielsweise finden hier viele Musikwochen mit bis zu 80 Teilnehmern, aber auch Kurse in Joga, Volkstänze und Geschichte sowie Literatur statt.

Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat sich nach dem Mesnergebäude, dessen Instandsetzung mit 100.000,- EUR seit 2003 gefördert wurde, ganz auf die Wiederherstellung des Kapitelsaales konzentriert und stellt hierfür eine weitere Zuwendung in Höhe von 100.000,- EUR zur Verfügung.

Architekt: Dipl.-Ing. Bruno Siegelin, Waldhof 2, 88634 Herdwangen