Hermann Behaghel (1839−1921)
Er gehört in die Riege der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts tätig gewordenen Kirchenarchitekten wie Raymund Jeblinger, Heinrich Dolmetsch oder Josef Cades, die wir allesamt in unseren Heften schon porträtiert haben. Nur, keiner von ihnen blieb so ausschließlich Kirchenarchitekt wie Behaghel, der sonst nur an wenigen Bürgerbauten und dem Verbindungshaus Guestfalia in Heidelberg beteiligt war.
Behaghel entstammt einer brabantischen Gelehrtenfamilie, die im 16. Jahrhundert aus Glaubensgründen ins reformierte Frankenthal geflohen war. Er studiert am Karlsruher Polytechnikum und arbeitet von 1864 an für die evangelische Kirchenbauinspektion Heidelberg. Als der Architekt des protestantischen Nordbaden baut er nur evangelische Kirchen, 30 an der Zahl. Ausnahme: 1878 die 1938 zerstörte Synagoge in der Heidelberger Mantelgasse.
Auch an vielen Umbauten und Restaurierungen ist Behaghel beteiligt. Ein schönes Beispiel haben wir in Heft 2/2014 vorgestellt: Die Jakobskirche in Adelsheim (Bauland), wo er eine bedrohte spätgotische Kirche mit seinem meisterhaft beherrschten neogotischen Formenkanon 1884 wieder zum Leben erweckt. Stilistisch bleibt er Historist, erst nahe an den „archaischen“ Kirchenbaustilen Romanik und Gotik wie in Weinheim (Peterskirche), Feudenheim (Johanneskirche) oder Seckenheim (Erlöserkirche). Dann aber auch der so genannten Deutschen Renaissance (Christuskirche, Heidelberger Weststadt) oder gar dem Neobarock (Hockenheim).
Von seinen wenigen profanen Bauten wurde unlängst die neobarocke „Behaghelvilla“ in Heidelbergs Handschuhsheimer Landstraße 50 nach akribischen Denkmalschutzmaßgaben renoviert. Behaghel, der lange im „Plöck“, mitten in der Heidelberger Altstadt lebte, zog 1920 zu seinem Sohn nach Leipzig, wo er 1921 starb.