Dominikus Zimmermann (1685–1766)
Von den drei großen Kirchenbaumeistern im Deutschland des 18. Jahrhunderts, zu denen noch Balthasar Neumann und Johann Michael Fischer gehören, ist Zimmermann der eigentliche Meister des ländlichen Rokoko. Er stammt aus Gaispoint bei Wessobrunn und gilt mit seinem Bruder Johann Baptist bald als Hauptvertreter der „Wessobrunner Schule“. Das waren Ende des 17. Jahrhunderts in der oberbayerischen Benediktinerabtei Wessobrunn entstandene Werkstätten für Baumeister, Kupferstecher und vor allem Stuckateure.
Gegründet wurden sie von den Architekten und Stuckateuren Caspar Feichtmayr und Johann Schmuzer, Namen, die das 18. Jahrhundert hindurch häufig auch in Oberschwaben auftauchen. Die Wessobrunner entwickelten statt der oft noch schweren Barockformen die zarten, leichten Formen des Rokoko und gelten Mitte des 18. Jahrhunderts als die überragenden Stuckateure Europas. Zimmermanns Betätigungsfeld ist Bayerisch Schwaben und Oberschwaben, sein Ausgangspunkt Landsberg am Lech, wo er 1716 das Bürgerrecht erwirbt und später sogar Bürgermeister wird.
Von 1725 an wendet er sich mehr und mehr der Architektur zu. Zwischen 1726 und 1733 baut er die Klosterkirche in Sießen bei Saulgau. Fast zur selben Zeit entsteht ganz in der Nähe sein erstes Meisterwerk, die Wallfahrtskirche in Steinhausen (1727–1733), die Etüde zu seinem weltweit bewunderten Hauptwerk, der Wallfahrtskirche Wies bei Steingaden (1745–1757). Schon in Steinhausen hatte er vorformuliert, was er in Steingaden vollenden sollte: die Durchdringung sämtlicher Gattungen der bildenden Künste mit dem Ziel eines Gesamtkunstwerks. In seiner Architektur erscheinen etwa Säulen und Bögen nicht mehr solitär, sondern in einem allgemeinen Fluss. Wichtige Arbeiten hier im Land sind neben Steinhausen noch die Stuckierung des Festsaals in der Benediktinerabtei Neresheim (1719) und der Neubau des Dominikanerklosters Schwäbisch Gmünd (1724).
(Denkmalstimme 4_2013)