Stuttgart/Pfinztal-Söllingen – Ihr Dornröschenschlaf ist vorüber: Nach drei Jahrzehnten des Leerstands und der Vernachlässigung erstrahlt die Villa Räuchle in Pfinztal-Söllingen in neuem Glanz. „Die Instandsetzung ist nahezu abgeschlossen und wurde außen wie innen mit besonderer Sorgfalt vorgenommen“, freut sich Prof. Dr. Rainer Prewo, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Um die herausragenden Bemühungen des Eigentümers anzuerkennen, zeichnet die Denkmalstiftung die Villa Räuchle deshalb als ‚Denkmal des Monats Oktober 2019’ aus.“
Die großen Hecken und Gebüsche sind verschwunden und geben jetzt den Blick frei auf ein besonders schön restauriertes Baudenkmal: Erbaut 1923, diente die Villa auf dem Gelände der damaligen Ziegelei Gebrüder Räuchle als Wohn- und Bürogebäude. Schon von außen wirkt das am Hang stehende Haus stattlich: Über dem fast vollständig sichtbaren, grau gestrichenen Kellergeschoss liegen zwei Stockwerke, deren rote Fassade mit den weißen Erkern und Fensterläden harmoniert.
Besonders aufwendig ist jedoch die Innenausstattung, die nun komplett und mit viel Liebe zum Detail saniert worden ist – angefangen von der zentralen Holztreppe über Türen und Fenster samt Originalbeschlägen, verzierte Heizkörperverkleidungen, Bodenbeläge, Stuck und Tapeten bis hin zu überaus seltenen Linkrusta-Wandbelägen, einer schmuckvollen Verkleidung aus linoleumähnlichem Material. Was für die ursprünglichen Bauherren ein Ausdruck von Vermögen und Repräsentationsanspruch war, bedeutete bei der Sanierung großen Aufwand und viel notwendiges Fingerspitzengefühl. „Vor allem dank der engen Absprachen zwischen Bauherr und Denkmalpflege ist dies vorbildlich gelungen“, ergänzt Prof. Prewo. Im Juni 2019 hatte die Denkmalstiftung Baden-Württemberg für die Instandsetzung der Villa Räuchle einen Förderbetrag übergeben.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren.
51 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts bisher in diesem Jahr unterstützt. Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1500 Vorhaben gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Klaus Kugele, Pfinztal