Stuttgart/Buchenbach-Unteribental – Mit ihrem sechseckigen Grundriss in Form eines Jurten-Zeltes und dem aufgesetzten hohen, schlanken Turmhelm ist die Vaterunser-Kapelle in Buchenbach-Unteribental schon äußerlich eine Besonderheit. Gestaltung und Ausstattung lassen auch ihr Inneres mit dem mittig stehenden Altar als bemerkenswert erscheinen. 1968 geweiht, ist die Kapelle zwar jüngeren Datums, besitzt aber seit 2017 den Status eines Kulturdenkmals. Von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg wird sie jetzt zum Denkmal des Monats Dezember ernannt.
Zur Komplettsanierung hat die Denkmalstiftung aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale einen ansehnlichen Beitrag beigesteuert und die Stiftung „Oratio Dominica“ als Eigentümerin darin unterstützt, die Kapelle rundum zu erneuern. Außen wie innen wurden dazu sämtliche Flächen und Materialien überarbeitet, insbesondere der charakteristische Sichtbeton. Der Altar als spirituelles Zentrum im Inneren wird besonders durch den Lichteinfall betont, der durch ein umlaufendes Fensterband am Fuß des direkt darüberliegenden Turmhelms fällt. Namhafte Künstler haben zur Gestaltung und Ausstattung beigetragen: Alfred Riedel etwa hat die Buntglasfenster gestaltet, Helmut Lutz Steinskulpturen gestaltet. So ist mit der Kapelle am Eingang des Ibentales ein in sich stimmiges Gesamtkunstwerk entstanden, das nach der Sanierung, die voraussichtlich noch im Dezember abgeschlossen sein wird, in neuer Pracht zur Geltung kommt.
Die Vaterunser-Kapelle ist katholisch geweiht und dient heute mehreren Konfessionen als Raum für Gottesdienste. Als Privatkapelle und Grablege der Verlegerfamilie Herder wurde sie 1964 von Theophil Herder-Dorneich und seiner Frau Elisabeth gestiftet und vom Karlsruher Architekten Werner Groh gebaut. Sie ist nicht nur in künstlerischer, sondern auch in wissenschaftlicher und heimatgeschichtlicher Hinsicht bedeutsam und eine Kirche, mit der sich viele Menschen in der Umgebung identifizieren können.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren.
55 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts bisher in diesem Jahr unterstützt. Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1500 Vorhaben gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Martin Müller, Buchenbach