Georg Beer (1530-1600)
Baumeister der Renaissance
Mit dem Architekten unseres nebenstehenden Rätsels hat Georg Beer gemeinsam, dass auch er wegen nur eines Bauwerks berühmt wurde, dem Lusthaus im Stuttgarter Schlossgarten, just an der Stelle, wo sich heute Theodor Fischers Kunstgebäude erhebt Beer (auch Behr) wurde um 1530 in Bönnigheim bei Ludwigsburg geboren. 1575 trat er als Baumeister in die Dienste des württembergischen Herzogs Ludwig. 1581 begannen seine Planungen für sein Opus magnum, das 55 000 Gulden kosten sollte, nach anderen Darstellungen die ungeheure Menge von drei Tonnen Gold. Kurz vor 1600 vollendet, galt das „Neue Lusthaus” sogleich als einer der großartigsten Renaissancebauten Deutschlands. Allein der große Saal im zweiten Obergeschoss, 58 Meter lang und 20 Meter breit, gehörte zu den größten seiner Zeit. Die hölzerne Tonnendecke galt als technisches Wunderwerk. Andere Werke Beers sind ein Stuttgarter Bürgerhaus in der Calwer Straße 10 (1586), das Collegium Illustre (Wilhelmsstift) in Tübingen und das Hirsauer Lust- und Jagdschloss (um 1592), seit den Franzoseneinfällen Ende des 17. Jahrhunderts ja eine noble Ruine.
Über das Leben dieses Bauvirtuosen ist wenig bekannt. Indes scheint seine Selbsteinschätzung nicht eben gering gewesen zu sein: So hat er sich als Konsolfigur an seinem Wohnhaus in der Calwer Straße verewigen lassen (unser Bild). 150 Jahre lang war das Beer’sche Lusthaus Hauptattraktion der württembergischen Residenzstadt bevor es, inzwischen zum Hoftheater umfunktioniert, 1902 abbrannte. Unter dem Schutt kam eine grazile Treppenanlage zum Vorschein, die mittlerweile als eine Art Object trouvee in Stuttgarts Mittleren Anlagen ihren Platz hat – zum Nachdenken über versunkenen architektonischen Glanz.