Stuttgart/Schwörstadt-Dossenbach – Die evangelische Pelagiuskirche im Schwörstädter Ortsteil Dossenbach beherbergt eine Rarität: eine nahezu vollständig erhaltene Orgel von Fridolin Merklin, einem Spross der bedeutenden badischen Orgelbauerfamilie. Das Instrument von überregionalem Ruf muss allerdings umfassend restauriert werden. Dabei unterstützt die Denkmalstiftung die Gemeinde, die Eigentümerin der Orgel ist, mit einem Zuschuss von 50.000 Euro.
„Die Fridolin-Merklin-Orgel von Dossenbach ist nicht nur bei der lokalen Bevölkerung geschätzt, sondern genießt mit ihrem besonderen Klang sogar internationalen Ruf“, bestätigt Markus Müller, Mitglied des Kuratoriums der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags an Bürgermeisterin Christine Trautwein-Domschat. „Kein anderes Instrument aus der Werkstatt von Fridolin Merklin ist ähnlich vollständig erhalten.“ Rund 97 Prozent der Orgel von Dossenbach würden von Fachleuten als Originalsubstanz bewertet, so Müller weiter.
1862 ist die erst wenige Jahre zuvor nach dem großen Dorfbrand von 1851 wiederaufgebaute Kirche mit der auch für damalige Verhältnisse ausgesprochen hochklassigen und entsprechend teuren Orgel ausgestattet worden. Frühere Überarbeitungen haben dem Instrument allerdings offenbar mehr geschadet als genützt. Inzwischen ist eine komplette Überholung des Gehäuses und der Pfeifen notwendig geworden. Auch Register und Pedalklaviatur müssen restauriert und teilweise umgebaut werden. Die seit Jahren stillgelegte Kastenbalganlage, deren Wind erst für die richtigen Töne sorgt, soll ebenfalls wieder funktionstüchtig gemacht werden.
Dann wird auch die sogenannte Wienerflöte wieder ihren vollen Klang entfalten – ein sehr seltenes Register, das einen „besonders feinen, zarten und überaus lieblichen Flötenton“ erzeugt, wie Fachleute ihn beschreiben. Eine solche Wienerflöte findet sich erst weiter entfernt wieder, etwa in der Stiftskirche St. Nikolai auf der Comburg bei Schwäbisch Hall oder in der Orgel der Tonhalle Zürich. Die Orgel von Dossenbach wird deshalb von Liebhabern auch „Die kleine Königin vom Lande“ genannt.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 22 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.600 Vorhaben mit annähernd 64 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Gemeinde Schwörstadt