Stuttgart/Allensbach – In der Allensbacher Brunnengasse, direkt am Bodenseeufer neben dem Fähranleger gelegen, steht ein Haus mit über 600 Jahren Geschichte. Das ehemalige Wohnstallhaus soll nach längerem Leerstand nun zu einem reinen Wohnhaus umgebaut werden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt den privaten Eigentümer mit einem Zuschuss von 70.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Anwesen mit einem Alter von über 600 Jahren sind in Dörfern selten“, erklärt Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags an den Eigentümer. „In diesem Fall stellt das Haus am See für die Orts- und Siedlungsgeschichte von Allensbach ein wichtiges historisches Dokument dar. Zusammen mit dem noch älteren Gebäudeteil im Norden ermöglicht der Gebäudekomplex unter anderem, mittelalterliche Bauweisen von Fach-, Dach- und Mauerwerk zu erforschen.“
Während sich im Erdgeschoss ehemalige Stall- und Wirtschaftsräume befinden, fand das Wohnen früher im Obergeschoss statt. Fachwerk- und Holzkonstruktionen, die sich bis ins Jahr 1385 datieren lassen, sind an vielen Stellen sichtbar. Erhalten ist auch das Gefüge mit seinen Ausfachungen, Putzlagen und hellen Kalkfassungen. Vereinzelt sind noch hölzerne Wandverkleidungen vorhanden.
Das gesamte Gebäude soll nun denkmalgerecht für modernes Wohnen hergerichtet werden. Zunächst sind dazu statische Ertüchtigungen vor allem am Dach nötig, auch die Gemeinschaftswand zum nördlichen Hausteil erfordert eine Instandsetzung. Historische Wandverkleidungen sollen repariert und mit einbezogen werden. Daneben sind eine komplett neue Haustechnik und energetische Verbesserungen vorgesehen.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie annähernd 1.700 Vorhaben mit mehr als 66 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: L. Schweiger, Bad Dürrheim