Stuttgart/Pforzheim – Die Villa Walser in der Pforzheimer Friedenstraße 55 stammt aus dem Jahr 1906. Seit dem Tod des Unternehmer-Ehepaares gehört sie der Bauer-Walser-Stiftung, die hier Tagespflege für Senioren einrichten will. Dazu muss das Gebäude saniert und umgebaut werden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Arbeiten mit einem Zuschuss von 50.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Das vierstöckige Haus in Hanglange zeigt anschaulich die typischen Merkmale der sogenannten Reformarchitektur aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts“, erklärt Helmut Gottschalk, Kuratoriumsmitglied der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Nach der Entfernung des neuzeitlichen Anbaus kommt dies auch von der Gartenseite her noch deutlicher zum Ausdruck. Diese soll künftig auch öffentlich zugänglich sein.“
Im Gegensatz zu späthistoristischen Gestaltungen um die vorletzte Jahrhundertwende herum stand die Gegenströmung der Reformarchitektur für zurückhaltende Ornamentik. Stattdessen stellte man etwa asymmetrische Fassadengestaltung, die malerische Gruppierung der Baumassen und eine bewegte Dachlandschaft in den Vordergrund.
Die Villa Bauer-Walser entstand 1906 nach Plänen des Pforzheimer Architekten Eugen Boger. Später wurden eine Garage und hangabwärts eine mehrstöckige Erweiterung über die gesamte Gebäudebreite angebaut. „Um dem ursprünglichen Zustand des Kulturdenkmals wieder näher zu kommen, wird diese Erweiterung abgetragen und durch ein Treppenhaus nach aktuellen Brandschutzvorschriften ersetzt werden“, ergänzt Helmut Gottschalk.
Neben der statischen Ertüchtigung der Dachkonstruktion soll auch die Schieferdeckung des Steildaches saniert werden. In einer umfassenden Gesamtinstandsetzung sollen zudem die Räume für die künftige Nutzung hergerichtet werden: Das untere Hanggeschoss soll als Stiftungssitz genutzt werden, während im Erdgeschoss und Obergeschoss die künftige Tagespflege für 10 bis 15 Personen Platz findet. Darüber werden Wohnräume für Mitarbeiter eingerichtet.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Bauer-Walser-Stiftung