Stuttgart/Wiernsheim – Fast zwei Jahrzehnte stand die ehemalige Hofanlage in der Kronengasse 8 in Wiernsheim leer. Jetzt soll das baufällige Wohnhaus umfassend saniert werden, die rückseitig anschließende Scheune erhält ebenfalls Wohnungen. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt den neuen Eigentümer dabei mit einem Zuschuss von 80.000 Euro.
„Der historische Wert des Ensembles im Zentrum von Wiernsheim hat sich erst bei genauerer Untersuchung des Alters herausgestellt“, berichtet Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg: „Das Fachwerkhaus ist gut 320 Jahre alt, die Scheune noch einmal 120 Jahre älter.“ Entsprechend bewegt sei die Geschichte des Hofes, der sowohl einmal als Amtsschultheißerei wie auch als Töpferei gedient haben soll.
„Es ist der Bauherrschaft hoch anzurechnen, dass der desolate Zustand der Gebäude sie nicht davon abgehalten hat, sich dieser anzunehmen und mit ungewöhnlich hohem Einsatz deren künftigen Erhalt zu sichern“, so Köhler weiter. Das zweistöckige Fachwerkhaus mit hohem Satteldach besteht aus Balken, deren Jahresringe auf das Jahr 1698 verweisen. Die rechtwinklig dazu stehende Scheune mit Gewölbekeller geht auf das Jahr 1579 zurück.
In den beiden Gebäuden am Ende einer kurzen Sackgasse sollen künftig jeweils zwei Wohnungen Platz finden. Dazu sind vor allem Instandsetzungen an Tragwerk und Dach nötig, bevor die Raumstruktur angepasst und moderne Technik installiert werden kann. Denkmalgerecht repariert und erhalten werden sollen Sichtmauerwerk und Lehmgefache, Fensterläden, Dielenbeläge und eine Natursteintreppe an der Scheune.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: F. Tittel, Wiernsheim