Stuttgart/Rottenburg-Bad Niedernau – Die ehemalige Villa Steiner, auch als Waldhaus bekannt, liegt am Rande des früheren Kurortes Bad Niedernau im Katzenbachtal. Zu dem Ensemble mit mehreren Gebäuden und weitläufigem Garten gehört auch ein Laubengang – ein langer, steinerner Arkadengang in rechtem Winkel mit Eckpavillons sowie gedrungenen Säulen über hohen Piedestalen und mit Würfelkapitellen, dessen Dach inzwischen undicht ist. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Reparaturarbeiten mit einem Zuschuss von 20.000 Euro.
„Das Gelände mit seinen vielfältigen Bauwerken hat eine bewegte Geschichte“, erinnert Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg: Zunächst Wohnhaus des Badbesitzers Adolph Raidt, baute der Tübinger Medizinprofessor Felix von Niemeyer das Haupthaus ab 1865 zu einer Villa um und legte einen Zier- und Lustgarten an. Schon sechs Jahre später wurde Kilian Steiner aus Laupheim neuer Besitzer, der das Anwesen über viele Jahre hinweg zu seiner heutigen Größe erweiterte.
Steiner, Jurist und Bankier, später von König Wilhelm II. geadelt, wurde zu einem der prägenden Wirtschaftsstrategen der Gründerzeit in Württemberg und darüber hinaus. Auch als Mäzen und Kulturförderer machte er sich einen Namen und war etwa an der Gründung des Schiller-Nationalmuseums in Marbach am Neckar beteiligt. Neckaraufwärts in Bad Niedernau baute er die Villa Waldhaus zu seinem Landsitz aus.
Neben dem Hauptgebäude besteht die Anlage aus einem freistehenden Speisesaal mit hölzernem Wandelgang, einem Gärtnerhaus, einem Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie dem steinernen Laubengang, dessen Dach jetzt instandgesetzt wird. Dieser entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts und beherbergt in seinem Nordflügel zudem eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der damaligen Zeit: eine Kegelbahn.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
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