Stuttgart/Ulm – Dach, Fassaden und Innenräume sind bereits saniert worden, jetzt fehlen noch die Fenster: An einem Jugendstilhaus aus dem Jahr 1911 in der Georgstraße 16 in Ulm steht noch ein Schritt aus, um die Restaurierungsarbeiten abzuschließen. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die privaten Eigentümer dabei mit einem Zuschuss von 7.000 Euro.

„Das Wohnhaus ist für eine große Familie konzipiert worden“, erklärt Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Es ist zudem ein frühes Beispiel für die Anwendung des Erbbaurechts, das auch weniger Begüterten den Besitz einer Immobilie ermöglichen und zugleich Bodenspekulation bekämpfen sollte.“ Im Inneren des Gebäudes sei die Ausstattung bemerkenswert gut erhalten, so Köhler weiter: „Technikgeschichtlich bedeutsam ist etwa die aus der Bauzeit erhaltene Kohlenzentralheizung im Keller.“

Aus dem Baustil des zweigeschossigen Gebäudes mit Pyramidendach spricht die Sprache des Jugendstils ebenso wie die der Reformarchitektur, gleichzeitig finden sich traditionalistische Elemente. Die noch im Original vorhandenen Fenster tragen maßgeblich zum Bild des Hauses bei: Neben zweiflügeligen Verbundfenstern mit aufwendiger Rautenteilung in den Oberlichtern finden sich auch einfach verglaste Fenster im Dach sowie ein ovales Format.

Sämtliche Fenster sollen denkmalgerecht instandgesetzt und aufgearbeitet werden. Dazu müssen Holzrahmen repariert, Anstriche erneuert und überstrichene Beschläge wieder gangbar gemacht werden. Gleichzeitig wird eine bessere Wärmedämmung angestrebt. Dafür ist geplant, zusätzliche Dichtungen einzubauen und die einfachen Scheiben an den Innenseiten aufzudoppeln.

„Die Eigentümer haben bereits bei den zurückliegenden Instandsetzungen ein überdurchschnittliches Engagement und Verständnis für die denkmalpflegerischen Belange gezeigt“, lobt Stefan Köhler. „Die Bereitschaft, nun auch die ebenso kostspielige wie behutsame Reparatur der originalen Fenster anzugehen, ist deshalb besonders unterstützenswert.“

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: P. Lisson, Ulm