Stuttgart/Königsfeld-Buchenberg – An der sogenannten Schmalzmühle am Glasbach zwischen Königsfeld und Buchenberg drehten sich einst zwei Mühlräder. Tagsüber wurde gesägt, nachts gemahlen. Das Anwesen reicht bis auf das Jahr 1578 zurück und stand zuletzt Jahrzehnte leer. Jetzt soll es wieder bewohnt werden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die privaten Eigentümer dabei mit einem Zuschuss von 110.000 Euro.
„Die Schmalzmühle gilt als das älteste Gebäude der ganzen Gemeinde Königsfeld“, berichtet Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „In seiner bewegten Geschichte hat das Haus über fast 450 Jahre hinweg mehrfach umfassende Veränderungen erlebt, die sich noch immer nachvollziehen lassen.“ Heimatgeschichtlich wie baugeschichtlich sei die Mühle ein wahrer Schatz, so Köhler weiter. „Sie denkmalgerecht instandzusetzen und modern zu nutzen, ist eine ebenso mühsame wie lohnenswerte Herausforderung, die wir gerne unterstützen.“
Zunächst muss die traditionelle Bohlen-Ständer-Konstruktion des Wohn- und Wirtschaftsgebäudes stabilisiert werden. Die feuchte Lage am Bach und frühere Viehhaltung haben der Statik stärker zugesetzt als zunächst angenommen. Stellenweise sinkt das Haus regelrecht ab und machte bereits eine Notsicherung notwendig. Sobald die Statik ertüchtigt und die Holzkonstruktion instandgesetzt ist, sollen die gefundenen historischen Strukturen und Ausstattungen repariert und restauriert werden.
Ihren Namen trägt die Schmalzmühle nach der ersten Besitzerfamilie. In einem Steinsturz am Eingang zum Gewölbekeller finden sich die Daten größerer Bauphasen eingemeißelt: 1578 – 1698 – 1747 – 1816. Die Täferung der großen Stube, ihr Einbauschrank und der Ausgang in die darüberliegende Kammer stammen beispielsweise aus dem Jahr 1816. In enger Absprache mit dem Denkmalschutz wird jeweils festgelegt, welche Schicht erhalten werden soll. Der ehemalige Mühlenraum etwa soll zweigeschossig wiederhergestellt werden. Gleichzeitig zielen die angestrebten Kompromisse darauf ab, modernes Wohnen zu ermöglichen.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: V. Knöbel, Königsfeld-Buchenberg