Hans Zimmermann (1887–1954)

Baumeister Hans ZimmermannHans Zimmermann wurde von der Architekturgeschichte so gründlich vergessen, dass sein Name auf der Internetseite des Erinnerungsortes „Hotel Silber“ in Stuttgart nicht einmal erwähnt wird. Dabei war es ihm eine echte Genugtuung, 1947 mit dem Wiederaufbau des Hauses in der Dorotheenstraße beauftragt zu werden, in dem während der NS-Zeit das Gestapo- Hauptquartier untergebracht gewesen war.

Die Nationalsozialisten hatten 1936 mit dem Berufsverbot für den Sohn einer jüdischen Mutter ganze Arbeit geleistet: Heute kennt kaum jemand den Namen dieses innovativen Architekten, der mit Le Corbusier und Bruno Taut zusammengearbeitet hat und Mitglied des Deutschen Werkbunds war.

Nach einer Schreinerlehre studierte Zimmermann Innenarchitektur und Architektur in Berlin und Stuttgart, arbeitete in renommierten Büros und machte sich 1914 selbständig. Nach dem Ersten Weltkrieg, den er vom ersten bis zum letzten Tag im Militärdienst verbrachte, arbeitete er bei seinem Schwiegervater, dem Klavierfabrikanten Pfeiffer, und kehrte erst 1926 wieder zur Architektur zurück. Gemeinsam mit seiner Schwester Hilde, hauswirtschaftliche Beraterin für die Stadtwerke in Stuttgart und Essen, entwarf Hans Zimmermann die „Stuttgarter Küche“. Die beweglichen Elementmöbel konnten je nach Bedarf zusammengestellt werden.

Außerdem entstanden eine Turnhalle, ein Schulumbau und einige viel beachtete Einfamilienhäuser, u. a. das Haus Schottländer und das 2015 abgerissene Haus Gugel in Stuttgart. Letztere wurden in Zusammenarbeit mit der sächsischen Firma Christian&Unmack realisiert, die sich auf Holzhäuser in Fertigbauweise spezialisiert hatte. Die schlichten, aber reizvollen Baukörper vereinten Merkmale des Expressionismus und des Neuen Bauens.

Der von Zimmermann bevorzugte Holzbau befand sich Ende der 1920er Jahre auf einem Höhepunkt seiner technischen Entwicklung. 1932 entstand die Idee, am Kochenhof eine Werkbundsiedlung analog zu der am Weißenhof zu errichten – komplett aus Holz.

Aus dem Plan wurde nichts: 1933 verriss der Architekt Paul Schmitthenner in einem Gutachten die geplante Kochenhofsiedlung so gründlich, dass der national-sozialistische OB Karl Strölin dem Werkbund das Projekt entzog. Schmitthenner erhielt den Planungsauftrag. Zimmermann überlebte NS-Zeit und Krieg, indem er sich als Fotograf durchschlug und bei der Hirth-Motoren GmbH in Zuffenhausen arbeitete, bis er nach 1945 wieder als Architekt arbeiten konnte. (bach)

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