Stuttgart/Schwäbisch Gmünd – Mehr als 170 Jahre lang zierte ein außergewöhnliches Bauwerk die Bahnstrecke an der Ausfahrt aus dem Bahnhof Schwäbisch Gmünd Richtung Aalen: eine Aussichtspergola, die als „Eisenbahn-Belvedere“ bekannt war. Nach einem Wasserschaden wurde sie 2021 abgebaut und eingelagert. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt deren Instandsetzung und Wiederaufbau mit einem Zuschuss von 125.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Zwei Pavillons mit Sandsteinsäulen und Holzornamentik, verbunden durch einen Laubengang – diese Anlage ist ein herausragendes Zeugnis der Gartenarchitektur der frühen Gründerzeit“, erklärt Wolfgang Riehle, Vorstandsmitglied der Denkmalstiftung Baden‐Württemberg bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags vor Ort. „Dieses imposante Kulturdenkmal zu retten, ist unbedingt wünschenswert. Die Denkmalstiftung leistet zu diesem kostenintensiven Vorhaben gerne einen Beitrag.“
Das Aussichtsbauwerk entstand zwischen 1846 und 1855 nach Plänen des Architekten, königlichen Baurats und späteren Baudirektors Georg von Morlok. Ursprünglich waren die Pavillons als Abschluss des privaten Gartens der Lindenfirststraße 9 konzipiert. Als 1861 direkt davor die Bahnstrecke von Cannstatt durchs Remstal nach Aalen fertiggestellt wurde, bot der Platz am Fuße eines Hanges nicht mehr nur einen Blick auf die Gmünder Altstadt, sondern auch auf die vorbeifahrenden Dampfzüge. Für Reisende entwickelte sich der Anblick des Belvedere zu einer Art Wahrzeichen der Stadt.
Doch sowohl die Stützmauer als auch die Pavillons selbst standen zuletzt nicht mehr stabil. Auch um die Verkehrssicherheit der Straße davor zu garantieren, wurden die Aufbauten vor drei Jahren in Einzelteilen abgetragen und katalogisiert. Nach Stabilisierung der Mauern und Fundamente können sie restauriert und wieder aufgebaut werden. Um dieses auch finanziell aufwändige Anliegen umzusetzen, hat sich der Verein Eisenbahn-Belvedere-Pergola-Schwäbisch-Gmünd e.V. gegründet und dabei die Federführung übernommen.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
„Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.“
(Foto: Eisenbahn-Belvedere-Pergola-Schwäbisch-Gmünd e.V.)