Stuttgart/Wolfegg-Alttann – In einem oberschwäbischen Dorf steht das einzige Haus, das der Architekt Richard Herre – vor 100 Jahren ein Vertreter des Neuen Bauens – selbst entworfen und erbaut hat. Weitab des Stuttgarter Weißenhofs und der Bauhaus-Hochburgen Dessau und Weimar zeugt die sogenannte Villa Sauerländer in Wolfegg-Alttann von den Ideen der Neuen Sachlichkeit. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die privaten Eigentümer bei Instandsetzungen mit einem Zuschuss von 50.000 Euro.

„Es handelt sich hier um eine außergewöhnliche Villa, bei der Richard Herre nicht nur für den Baukörper verantwortlich zeichnet, sondern auch für die komplette Innenausstattung“, betont Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Die Eigentümer besitzen dieses weitestgehend unverändert erhaltene Gebäude bereits in der dritten Generation und verdienen bei dessen denkmalgerechtem Unterhalt jede Unterstützung.“

Das Gebäude am Hang besteht im Wesentlichen aus zwei gegeneinander versetzten Kuben mit Flachdach und schlicht gestaltetem Putz. Auf der Aussichtsseite nach Süden hin ist es dreistöckig, markant sind die großen, asymmetrisch verschwenkten Betonterrassen. 1929 entstand dieses Bauwerk der Moderne für Willi Sauerländer, der erst Maler war und dann als Fabrikant von Allgäuer Handwebteppichen ein Vermögen machte. Mit dem Architekten, Designer und Grafiker Herre, der sich auch im Deutschen Werkbund engagierte, war Sauerländer befreundet. Heute gehört das Haus seinem Enkel.

Sanierungsbedürftig sind derzeit neben dem Außenputz vor allem die Stützen und Abdichtungen der Balkone. Im Lauf der Jahre eindringende Feuchtigkeit hat hier für Beschädigungen gesorgt. Daneben sollen auch die noch im Original vorhandenen Fenster, Rollläden und Außentüren instandgesetzt werden.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: A. Winter, Stuttgart